Sei servita – Das Bild der Frau in der Werbung

Männer verlassen die Küche nicht!

// Sarah Trevisiol //
Sexistische Werbung andersrum: Eli Rezkallah verdreht traditionelle Rollenbilder. © Eli Rezkallah
Der Künstler Eli Rezkallah zeigt durch provokative Werbungen, wie fragwürdig und sexistisch die Werbebranche immer noch arbeitet. Dafür reproduziert er Inserate aus den 50er- und 60er-Jahren, in denen Frauen aufgefordert wurden, die Küche nicht zu verlassen und ihren Mann unterwürfig zu bedienen. Der große Unterschied: In Rezkallahs Bildern werden die Geschlechterrollen verdreht und sorgen leider auch heute noch für Aufsehen und Empörung. Entstanden ist die Idee bei einem Familienessen, als der Künstler feststellen musste, wie viele seiner männlichen Verwandten immer noch der Auffassung sind, das Kochen und Putzen sei Frauensache. Mit seiner Fotoserie Paralleluniversum will Rezkallah vor allem das männliche Publikum auf Sexismus aufmerksam machen und einen Perspektivwechsel anregen. Wir leben ja schließlich nicht mehr in den 50er-Jahren, auch wenn es manchmal anders scheint.

Nachruf auf die Mode

Die Mode ist tot. Lang lebe die Mode!

// Bettina Conci //
Schönheit liegt im Auge des Betrachters? Mitnichten. Die berüchtigte „Jugend von heute“ tanzt auf dem Fashion-Grab und stylt sich die Welt, wie sie ihr gefällt. © Unsplash / Joshua Rondeau
Giacomo Leopardi umschrieb das Verhältnis zwischen Mode und Tod sehr treffend, indem er die beiden als Geschwister bezeichnete: Unser Wesen und unsere Gewohnheit ist es, ständig die Welt zu erneuern, so wurde diese Verwandtschaft begründet. Während sich der Tod gleich auf Mensch und Blut stürze, beschränke sich die Mode allerdings lediglich auf Bärte, Frisuren, Kleider und dergleichen.
Und siehe da: Mit dem Aufkommen des ersten Lockdowns aufgrund einer tödlichen Pandemie, die sich Anfang 2020 weltweit durch alle Bevölkerungsschichten zu fressen schien, begann auch die Modewelt dahinzusiechen.
Zunächst kam es aufgrund wirtschaftlicher Einschränkungen zum Style-Stillstand, die Geschäfte mussten ja geschlossen bleiben. Shopping fand immer mehr im kalten virtuellen Raum statt und verlor seinen Sex-Appeal.
Dann ließ die Sparkraft der potenziellen Kundschaft nach – Menschen verloren ihren Job, mussten Urlaub nehmen, um den Kindern beim Homeschooling zu helfen, stiegen auf Teilzeit um oder wurden gleich ganz wegrationalisiert. Mode wurde zum Luxus, die Branche stellte sich darauf ein – und auf billige Ideen und Materialien um.
Währenddessen, fast schon unbemerkt, brachte der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen: Corona hatte kontinuierlich an der Fantasie der Kreativen hinter den Kreationen genagt. Am Anfang noch motiviert, sich an die neue Situation anzupassen, versiegte der schöpferische Fluss schon bald und mutierte zum armselig dahintröpfelnden Rinnsal aus weißen XXL-Shirts, schwarzen Hosen in allen möglichen Schnitten und klobigen Boots, die das zähe Vorankommen im Kampf gegen das Virus nur allzu gut symbolisieren.
Aktuell wird nicht einmal mehr die Vorstellungskraft bemüht, sondern einfach auf dem Dachboden gestöbert: Schulterpolster aus den Achtzigern meet Holzfällerhemden und Band-T-Shirts aus den Neunzigern. Reality bites.
Aber ist das wirklich alles schlecht?
Natürlich nicht.
Die berüchtigte „Jugend von heute“ tanzt auf den Gräbern von Versace, Twiggy, Lagerfeld und GNTM, lässt Augenbrauen wuchern, Hosenbeine flattern, Midriffs blitzen, trägt BH zu Cargopants und Stiefel zum Cocktailfummel. Logos sind out, Labels tabu. Monochrom ist das neue Glitzer und eine Nicht-Farbe sticht alles: Schwarz geht immer.
Wie alles im Leben wiederholt sich auch die Mode, und dank des Internets werden Jugendliche schon früh dafür sensibilisiert. Sie lassen sich nicht blenden von dogmatischen Modezaren, sind kritisch, pragmatisch und individuell. Äußerlichkeiten haben keine Macht mehr über sie.
Wenn diese Haltung nicht nur für Mode, sondern auch für andere Lebensbereiche gilt, dann kann man ihr einfach nur auf die Schulter(polster) klopfen, der Jugend von heute.
„Der Mode entkommt man nicht. Denn auch wenn Mode aus der Mode kommt, ist das schon wieder Mode.“
Karl Lagerfeld, Mode-Ikone (†2019)