Frauenmarsch

Generation Z(üdtirol) und der Feminismus

// Bettina Conci //
Bei der Recherche zum jungen Feminismus in Südtirol fällt vor allem eines auf: eine gewisse Zerrissenheit zwischen Theorie und Praxis, die der Bewegung zwar seit jeher inhärent ist, hierzulande aber nochmal eine neue Dimension erhält.
Es gibt Hoffnung! Beim Frauenmarsch am 25. September 2021 waren sie zahlreich vertreten, die jungen Feministinnen. © Manuela Tessaro
„Der Feminismus der Generation Z ist intersektional und aggressiv sexpositiv.“ So stand es in einem Artikel vom 6. September 2020 im deutschen Tagesspiegel. Wir von ëres fragten uns: Trifft das so auch auf die Südtiroler Post-Millennials zu? Wie denken die Südtirolerinnen in dieser Altersgruppe (also die Teenies bis Mittzwanzigerinnen) über feministische Themen? Welche Richtung hat der neue Feminismus genommen, und welche Unterschiede im feministischen Denken gibt es?
Zwei Seiten, zwei Positionen
Der Kontrast zwischen gendersensiblen Studierenden und neokonservativen, dem klassischen Rollenbild verhafteten jungen Frauen tritt recht deutlich zutage. Und äußert sich nicht nur in Unverständnis über den Lebensentwurf der jeweiligen „Gegenspielerin“, sondern auch in kuriosen Auswüchsen der Lokalpolitik, die sich bei beiden Lagern anbiedert. Die gute Nachricht: Beide Seiten sind sich der Tatsache bewusst, dass ihre Positionen gegensätzlicher nicht sein könnten. Und treten zumindest in einen Dialog. Teilweise helfen sogar junge Männer dabei, etwa, wenn darüber diskutiert wird, ob man nicht langsam auch Frauen erlauben sollte, bei den traditionellen Krampusumzügen mitzumachen – oder beim Schaffen eines Bewusstseins dafür, was als sexuelle Belästigung gilt und was nicht. Die #metoo-Bewegung ist – Social Media sei Dank – wohl zu einem Großteil der jungen Bevölkerung vorgedrungen.
Alle freiwilligen Lebensentwürfe akzeptieren
Die 23-jährige Ingrid Kapeller studiert Gender Studies und stammt aus Taufers im Münstertal, weshalb sie mit beiden Welten vertraut ist: der ländlichen der jungen Frauen aus ihrer Heimat, denen oft die Perspektive fehlt, um sich höhere Ziele zu stecken als eine Anstellung, die sie für die Familienplanung absichert, und der weltoffenen der Kommilitoninnen in der Universitätsstadt Innsbruck. Es gelte, alle Lebensentwürfe zu respektieren, sagt sie, unter der Voraussetzung, dass sie freiwillig sind und nicht durch Umstände wie mangelnde Bildung oder Ausbildung, ein verzerrtes Frauenbild und dergleichen bestimmt werden. Sollte dies der Fall sein, sei es wichtig, die Revolution von unten zu starten.
Nur: Wo soll man ansetzen mit dieser Graswurzelbewegung? Kapeller nennt den Frauenmarsch, der am 25. September in Bozen stattfand, als gelungenes Beispiel dafür, ein sichtbares Zeichen zu setzen, das alle Frauen mitbekommen, unabhängig von ihrem Wohnort und ihrer Tätigkeit. „Es ist wichtig, Ideen zu schaffen,“ sagt sie, „die jungen Frauen überall in Südtirol müssen zum Nachdenken angeregt werden, damit sie traditionelle Rollenklischees und Unterdrückung als solche erkennen und dagegen vorgehen können. Und wenn das traditionelle Frauenbild auch nur einen kleinen Sprung kriegt, ist das schon eine große Errungenschaft.“
Nicht brav, sondern bloß sachlicher?
Irina Angerer, 26 und Studentin der Politikwissenschaften in Wien, hat einen Bachelor in Publizistik und Kommunikationswissenschaften und besuchte dank eines Stipendiums die Journalistenschule in Salzburg. Auf die Frage, wie gefangen sie in ihrer „Bubble“ sei, räumt sie lachend ein, dass die Lebensrealität im Umfeld ihrer Wiener Freund*innen und Bekannten tatsächlich eine fortschrittlichere, dem intersektionalen Feminismus verhaftete ist, also der Anerkennung vieler Feminismen unter Einbeziehung verschiedener Randgruppen – im Gegensatz zur Denkweise ihrer Altersgenossinnen in Brixen, wo sie herkommt, und wo dem Feminismus manchmal immer noch das miefige Bild eines Emanzentums anhaftet, das so, wie man es uns weismachen will, nie existiert hat. Positiv fällt jedoch auf, dass es sich dort, wo Feminismus stattfindet, egal ob hier oder dort, immer um eine Haltung handelt, die alle inkludiert, also bereits automatisch LGBTQ+-freundlich ist.
Bildung, egal ob in Form eines Studiums oder einer Diskussion unter Frauen, hilft also bei der Beseitigung verstaubter Rollenklischees und der Entsorgung des schlechten Images, das dem Wörtchen „Feminismus“ oft noch anzuhaften scheint. Da kommt es doch wie gerufen, dass immer mehr Südtirolerinnen als Südtiroler studieren (sieben von zehn Frauen gegen sechs von zehn Männern), wie das Landesinstitut für Statistik im September vermeldete.
SuSi-Gründerin Barbara Plagg stellte im
ff-Interview im März fest: „Feminismus ist auch deswegen brav geworden, weil Empörung und Wut bei Frauen negativ konnotiert ist.“ Nun ist Wut ein starkes Gefühl, und Emotionen sind in einer rationalen Diskussion oft eher hinderlich. Vielleicht ist der Feminismus ja gar nicht brav geworden, sondern nur sachlicher, und die neuen Feministinnen sind uns in dieser Hinsicht voraus. Eine tröstliche Vorstellung.
„Politik ist immer Millimeterarbeit, das dauert alles viel zu lange. Die Diskussion muss sich ändern. In der Dorfbar muss über das Frauenbild geredet werden. Bis es nicht mehr heißt: ‚Iaz hot de olm no koane Kinder‘, sondern: ‚Toll, dass sie Karriere macht.“


Ingrid Kapeller

Le voci delle nuove femministe

Liscià – donne che raccontano donne

// Sarah Trevisiol //
Liscià è un progetto della cooperativa Officine Vispa officinevispa.com © officinevispa.com
Liscià è una piattaforma di incontro online e offline che intenta di dare risalto alle storie e ai vissuti delle donne, promuovendo una cultura di genere che valorizzi le specificità e differenze di ognuna. L’idea è quella di indagare la complessità degli stereotipi di genere grazie a narrazioni multimediali, incontri con personalità di rilievo e laboratori, con lo scopo preciso di proporre modelli alternativi a quelli sessisti e patriarcali. Dopo aver trattato il tema della casa, del mondo lavorativo e del desiderio, quest’anno si esplora il tema del linguaggio nelle sue diverse sfumature, cercando di capire come la lingua possa essere uno spazio in cui le differenze possano convivere senza avere posizioni di subalternità.
Il progetto Liscià è stato lanciato quattro anni fa dalla Cooperativa sociale Officine Vispa di Bolzano in risposta ad un bando istituito dal Comune di Bolzano a favore dell’empowerment femminile. La cooperativa, che da anni favorisce la partecipazione attiva delle comunità locali ai Beni Comuni, si impegna ora a migliorare la qualità della vita delle persone proprio grazie a dialoghi che promuovano le pari opportunità fra generi.
Rachele Sordi, educatrice della cooperativa e femminista attivista, racconta quali sono a suo avviso le nuove sfide di chi, come lei, è impegnata a esplorare le varie sfaccettature della cultura di genere. “Secondo me alcune nuove forme di femminismo sono intente a superare il concetto di genere come costrutto sociale binario, ad oltrepassare il dualismo rigido fra maschile e femminile, per riconoscere differenti posizionamenti di genere, per esempio le persone transgender1 o non binarie.”
Un’altra grande sfida dei nuovi femminismi è ampliare il concetto stesso di donna. Sono tante le identità femminili ed ognuna ha diritto ad un’equa rappresentanza. D'altronde il femminismo radicale e decoloniale odierno combatte ogni forma di gerarchizzazione, quindi oltre che a decostruire il sistema patriarcale dobbiamo impegnarci a decostruire il sistema eterosessuale di cui le donne etero beneficiano, o il sistema razziale di cui le donne bianche beneficiano, per evitare forme di dominazione tra donne. L’intento è cercare di non marginalizzare a seconda di identità di genere, razza, orientamento sessuale, provenienza etnica o religiosa, disabilità, età, ecc. Dobbiamo impegnarci affinché non siano sempre solo le donne bianche occidentali abili cis-gender2 eterosessuali di classe borghese a parlare in nome di tutte, a godere di maggiori privilegi, ma che ognuna nella sua specificità possa sentirsi in una posizione di non sub-alternità, rappresentata, partecipe.”

Alle Officine Vispa e nel progetto Liscià lavorano a agiscono donne con background molto diversi. Grazie alla loro partecipazione attiva è possibile favorire un dialogo aperto e alla pari fra tutt*.
La strada è ancora lunga, però l’invito è aperto a tutt* a proporre tematiche attinenti alle diverse forme di cultura di genere. Così, per esempio, ha già avuto luogo un incontro sulla mascolinità tossica, molto partecipata proprio da un pubblico maschile.
La soluzione sta sempre nell’ascolto, nell’ascolto attivo e rispettoso di chi vive una marginalizzazione, qualunque essa sia. Posizionarsi contro le diverse forme di gerarchie e disuguaglianze sociali e riconoscere il proprio posizionamento in questo sistema di potere, è il primo passo per poter avviare un cambiamento, una svolta di pensiero e di azioni che contrasti le disuguaglianze e favorisca l’occupazione dello spazio pubblico di una miriade di voci diverse, alla pari fra loro.
1 transgender: persone che non si identificano con il sesso biologico assegnatole alla nascita
2 cis-gender: persone che si identificano con il sesso biologico assegnato loro alla nascita
Rachele Sordi © officinevispa.com