Sei servita – Das Bild der Frau in der Werbung

„Hosch a Meinung?” - Ist Erneuerung in der Kirche möglich?

// Sarah Trevisiol //
Homosexualität – Ist das keine Liebe? © SKJ/KJS


Warum dürfen in der katholischen Kirche nur Männer Pfarrer, Bischof oder Papst werden? Wo ist hier die Gleichberechtigung? Sind wir bereit für einen Wandel – oder ist dieser längst fällig? Die jüdische oder protestantische Kirche erlauben Frauen seit Jahren, innerhalb der Kirche Spitzenpositionen einzunehmen und sich zudem, neben der eigenen Berufung, auch eine Familie aufzubauen. Was irritiert an diesem Bild wohl am meisten: dass die Frau einen Priestermantel trägt oder dass sie einen Kinderwagen schiebt?
Südtirols Katholische Jugend und die Katholische Jungschar Südtirols wollen mit provokativen Plakaten Meinungen einholen, Diskussionen anzetteln und gemeinsam mit Südtirols Bevölkerung eine neue zukunftsfähige Kirche aufbauen. Themen wie „Die Rolle der Frau in der Kirche“ und „Heirat für alle?“ sind bereits auf Plakaten aufgegriffen worden und sollen zum Mitdenken und Mitreden anregen. Egal ob an der Bushaltestelle, auf Online-Diskussionsforen oder unter Freunden.
Alle dürfen mitreden und ihre Meinung äußern. Auch die Jugend soll sich trauen kirchenpolitische Themen sowie theologische Ansätze zu hinterfragen und mitzugestalten. Hut ab für die vielen tollen jungen Stimmen, die es gewagt haben, einen Schritt vorwärts zu machen und sich persönlich für die Kampagne einzusetzen. „Ich bin Teil der Aktion, weil es endlich Zeit wird Klartext zu sprechen!” und „Ich bin Teil dieser Aktion, weil ich mir Veränderung wünsche und dafür müssen wir hinterfragen, diskutieren, laut sein und a Meinung hoben.“

Entstanden sind 25 Plakate zu fünf verschiedenen Themen. Jedes Thema läuft über den Zeitraum von einer Woche. Parallel besteht die Möglichkeit online zu diskutieren und abzustimmen. Alle Infos zu den Diskussionsabenden sind direkt auf der Seite der Initiative (www.hoschameinung.it/diskussionsabende) zu finden.
Was kann man da noch ergänzen? Vielleicht nur: Macht mit, gebt eure Meinung ab und lasst die Zukunft hereinspazieren.
Frau in der Kirche – Ist die Zeit reif dafür? © SKJ/KJS

OMAria!

Wenn Mütter zu Großmüttern werden

// Bettina Conci //
Sobald die eigene Mutter zur Oma wird, wechselt der Beziehungsstatus zwischen den beiden von „In einer (mehr oder minder dysfunktionalen Mutter-Tochter-)Beziehung“ zu „Es ist kompliziert“. Ein Versuch, dieses veränderte Verhältnis zu verstehen – und zu entschärfen.
Uroma hatte es leichter. Die Ansprüche sind gestiegen. Aber wir können uns aussuchen, welchen wir gerecht werden wollen. © Christian Bowen/Unsplash
Neulich kam es zum Streit zwischen meiner Mutter und mir – wegen eines Lutschers. Der Zweijährige forderte lauthals einen Lolli. Seine Oma sprang sofort auf, um ihm das Gewünschte zu überreichen, was ich mit dem tadelnden Kommentar quittierte, sie möge dem Kind doch bitte nicht ständig Süßigkeiten geben, weil das seinen Zähnen schade. Es kriege nämlich ständig was Süßes in die Hand gedrückt: im Café, in Geschäften, von den anderen Großeltern und bei der Tagesmutter. Was meine Mutter hörte: Sie ist nicht die Einzige, die dem Kind ab und zu ein „Gutile“ zusteckt. Es folgte eine beleidigte Szene, die den Enkel vor Neid erblassen ließ.
Großmütter haben es heutzutage nicht leicht. Früher, als Omas noch alt sein durften und ganz klar für Kuchen backen, Geschichten vorlesen, „Zuckerle“-Verteilen und unangenehm feuchte Wangenküsse zuständig waren, war alles einfacher. Heute kommt noch so einiges dazu, und Oma konkurriert nicht nur mehr mit Opa, sondern mit YouTube-Videos, Kinderbetreuung, Technologie – und hat dabei auch ein eigenes Leben, sie ist ja nicht alt. Sie will zum Yoga, verreisen, eine Fremdsprache lernen.
Dass Großeltern sich nicht in Erziehungsfragen einmischen sollten und Enkel bei ihnen dafür mehr Freiheiten haben als bei den Eltern, hat sich mittlerweile bereits herumgesprochen und wird höchstens noch in altbackenen Großeltern-Ratgebern thematisiert. Von den gestiegenen Ansprüchen der sogenannten Best-Ager, wie die agilen Alten neudeutsch genannt werden, ist darin nicht die Rede.
Der Anspruch an – und von – uns, die perfekte Mutter, die liebevollste Oma, die tollste Frau überhaupt zu sein, führt dabei oft zu einem verzerrten Selbstbild. Auf Oma –
wie auf Mutterseite. Während erstere dann patzig auf die Erziehungsversuche der Tochter reagiert, hält sie sich auch noch für die lockere, verständnisvolle, „junge Alte“, wie sie heute von den Medien propagiert wird. Was ihre Tochter erst recht auf die Palme bringt. Die wiederum findet sich selbst hip und entspannt, ist dabei aber mindestens genauso unsensibel, wenn sie der Mutter das Gefühl gibt, unzulänglich zu sein.
Woher kommt dieser Anspruch, dieses Konkurrenzdenken überhaupt? Eine Antwort darauf zu suchen, ist müßig. Zielführender ist es, einen pragmatischen Ansatz für die Entschärfung der Situation zu finden, die sich laut Entwicklungspsychologin und Expertin für Klinische Entwicklungs- und Familienpsychologie Christiane Papastefanou normalisiert, sobald das Enkelchen ins Grundschulalter kommt. Humor ist hilfreich – und die Fähigkeit, die Ansprüche an uns selbst etwas herunterzuschrauben: Während wir längst gelernt haben, unseren Job entschleunigt anzugehen, glauben wir in punkto Familie immer noch, „alles unter einen Hut bringen“ zu müssen. Vielleicht sollten wir uns einfach einen größeren Hut kaufen. Oder uns erst gar keinen aufsetzen (lassen).