OMAria!

Wenn Mütter zu Großmüttern werden

// Bettina Conci //
Sobald die eigene Mutter zur Oma wird, wechselt der Beziehungsstatus zwischen den beiden von „In einer (mehr oder minder dysfunktionalen Mutter-Tochter-)Beziehung“ zu „Es ist kompliziert“. Ein Versuch, dieses veränderte Verhältnis zu verstehen – und zu entschärfen.
Uroma hatte es leichter. Die Ansprüche sind gestiegen. Aber wir können uns aussuchen, welchen wir gerecht werden wollen. © Christian Bowen/Unsplash
Neulich kam es zum Streit zwischen meiner Mutter und mir – wegen eines Lutschers. Der Zweijährige forderte lauthals einen Lolli. Seine Oma sprang sofort auf, um ihm das Gewünschte zu überreichen, was ich mit dem tadelnden Kommentar quittierte, sie möge dem Kind doch bitte nicht ständig Süßigkeiten geben, weil das seinen Zähnen schade. Es kriege nämlich ständig was Süßes in die Hand gedrückt: im Café, in Geschäften, von den anderen Großeltern und bei der Tagesmutter. Was meine Mutter hörte: Sie ist nicht die Einzige, die dem Kind ab und zu ein „Gutile“ zusteckt. Es folgte eine beleidigte Szene, die den Enkel vor Neid erblassen ließ.
Großmütter haben es heutzutage nicht leicht. Früher, als Omas noch alt sein durften und ganz klar für Kuchen backen, Geschichten vorlesen, „Zuckerle“-Verteilen und unangenehm feuchte Wangenküsse zuständig waren, war alles einfacher. Heute kommt noch so einiges dazu, und Oma konkurriert nicht nur mehr mit Opa, sondern mit YouTube-Videos, Kinderbetreuung, Technologie – und hat dabei auch ein eigenes Leben, sie ist ja nicht alt. Sie will zum Yoga, verreisen, eine Fremdsprache lernen.
Dass Großeltern sich nicht in Erziehungsfragen einmischen sollten und Enkel bei ihnen dafür mehr Freiheiten haben als bei den Eltern, hat sich mittlerweile bereits herumgesprochen und wird höchstens noch in altbackenen Großeltern-Ratgebern thematisiert. Von den gestiegenen Ansprüchen der sogenannten Best-Ager, wie die agilen Alten neudeutsch genannt werden, ist darin nicht die Rede.
Der Anspruch an – und von – uns, die perfekte Mutter, die liebevollste Oma, die tollste Frau überhaupt zu sein, führt dabei oft zu einem verzerrten Selbstbild. Auf Oma –
wie auf Mutterseite. Während erstere dann patzig auf die Erziehungsversuche der Tochter reagiert, hält sie sich auch noch für die lockere, verständnisvolle, „junge Alte“, wie sie heute von den Medien propagiert wird. Was ihre Tochter erst recht auf die Palme bringt. Die wiederum findet sich selbst hip und entspannt, ist dabei aber mindestens genauso unsensibel, wenn sie der Mutter das Gefühl gibt, unzulänglich zu sein.
Woher kommt dieser Anspruch, dieses Konkurrenzdenken überhaupt? Eine Antwort darauf zu suchen, ist müßig. Zielführender ist es, einen pragmatischen Ansatz für die Entschärfung der Situation zu finden, die sich laut Entwicklungspsychologin und Expertin für Klinische Entwicklungs- und Familienpsychologie Christiane Papastefanou normalisiert, sobald das Enkelchen ins Grundschulalter kommt. Humor ist hilfreich – und die Fähigkeit, die Ansprüche an uns selbst etwas herunterzuschrauben: Während wir längst gelernt haben, unseren Job entschleunigt anzugehen, glauben wir in punkto Familie immer noch, „alles unter einen Hut bringen“ zu müssen. Vielleicht sollten wir uns einfach einen größeren Hut kaufen. Oder uns erst gar keinen aufsetzen (lassen).

Chicche di cultura – Film, books and much more Cultura e approfondimento

“Praticare l’accoglienza.
Incontri, storie e riflessioni sulle migrazioni femminili in Alto Adige”

// Sarah Trevisiol //
Libro di Roberta Nicolodi e Barbara Ricci
© Edition Raetia
L’associazione Donne Nissà Frauen è stata creata nel 1995 a Bolzano da un gruppo di donne italiane e straniere che hanno voluto dare voce alle innumerevoli componenti femminili della popolazione immigrata. Questo libro riporta le attività svolte in venticinque anni per offrire uno strumento di riflessione sulle pratiche di cittadinanza attiva, di integrazione socioculturale e di empowerment per le donne, migranti e non, nel welfare locale. Grazie a quest’opera l’associazione Nissà ha voluto sottolineare l’importanza di incontrare e sostenere tutte le donne, a prescindere dalla loro provenienza e sempre nel rispetto della loro unicità. L’idea è quella di riportare spunti ed esperienze concrete ad associazioni e cittadinanza, affinché venga oltrepassata la memoria storica di un’istituzione locale, che da anni ha fatto dell’accoglienza la propria pratica fondante. Come ricordano le autrici: “Senza memoria è impossibile prefigurare il futuro che si vuole costruire. D’altra parte, è necessario non esaurirsi in una sterile ripetizione dell’esistente, senza tematizzare mai la crisi e il conflitto.”