Landesbeirate für Chancengleichheit

Für mehr Frauen in der Politik

// Maria Pichler //
Südtirols Politik ist nach wie vor eine Männerdomäne. Das beweisen die unzähligen Schnappschüsse, die immer wieder Stoff für den ëres-Männerclub (siehe Seite 27) liefern. Das zeigt aber auch die jüngste Studie der Eurac Research im Auftrag des Landesbeirates für Chancengleichheit, die nicht nur die aktuelle Situation analysiert, sondern auch einen Handlungsleitfaden mitgibt. Nach dem Motto „…und wie wir dieses Ziel erreichen.“
13 Bürgermeisterinnen gibt es aktuell in Südtirol, das sind auf alle 116 Gemeinden gerechnet elf Prozent. In den Gemeinderäten sind 26,2 Prozent der Ratsmitglieder Frauen, von einer paritätischen Vertretung noch meilenweit entfernt. Dass es mehr Frauen in der Südtiroler (Gemeinde)Politik braucht, um in Sachen Chancengleichheit voranzukommen, aber vor allem auch um bessere Diskussionen zu führen und bessere Entscheidungen zu treffen, steht außer Zweifel. Was aber konkret tun – abseits von Wahlgesetzen und Quotenregelungen, um Frauen verstärkt für die Politik zu gewinnen? Austauschtreffen, Stammtische und Schulinitiativen können das Interesse von Frauen für die Politik wecken, gleichberechtigte Familienmodelle und flexible Betreuungsangebote die Voraussetzungen für politisches Engagement schaffen und kontinuierliche Sensibilisierungsarbeit festgefahrene Rollenbilder aufbrechen. Zu diesem Schluss kommt die Studie, die auf der Webseite des Landesbeirates für Chancengleichheit vollinhaltlich abrufbar ist. Die ëres hat bei politisch engagierten Frauen nachgefragt, was sie zu diesem Thema sagen.
Was brauchen Frauen, um sich stärker politisch engagieren zu können? Cosa serve alle donne, per potersi impegnare di più nella politica?


Sadbhavana Pfaffstaller, Gemeinderätin in Neumarkt


1. Ernst nehmen: (junge) Frauen und ihre politische Tätigkeit ernstnehmen;
2. Stimme: Alle Parteien sind gefragt. Frauen zuhören und auf Augenhöhe mit ihnen debattieren;
3. Sisterhood: Die Zusammenarbeit von Frauen untereinander hat uns das Wahlrecht ermöglicht;
4. Raus aus der Unterstützer*innenrolle: Frauen können mehr als nur Männer zu unterstützen – auch in der Politik;
5. Selbsttreue: Die eigene Frau stehen. Immer!

Manpreet Bedi, vicepresidente del Consiglio di integrazione e migrazione di Brunico
Credo che il primo vero passo verso il concetto di pari opportunità sia costituito dall’educazione della donna sia a casa che fuori. Questo le permetterebbe di essere convinta di avere davvero diritti ed opportunità pari all’uomo in ogni area della vita. Nel caso in cui la società credesse diversamente, anche la sola convinzione della donna renderebbe meno difficile dover “combattere” contro il sistema. Il problema si ingrandisce maggiormente dal momento in cui anche la donna stessa, oltre alla società, comincia a dubitare dei propri diritti. Per quanto riguarda una maggiore partecipazione in politica varrebbe, secondo me, lo stesso discorso.


Ana Maria de Castro, consigliera comunale a Naturno
"Le donne saranno forti il giorno in cui avranno il proprio partito, quando smetteranno di fare la campagna per il marito, il fratello, il fidanzato o l'amico e daranno il loro voto alle altre donne." Questo è il pensiero della nota scrittrice brasiliana Cora Coralina. Perciò alle donne serve prima di tutto il coraggio, senza avere paura del potere! Sono capaci anche loro di averlo in mano. Devono essere al passo con i tempi. Ci sono stati già tanti cambiamenti in questo senso, con la presenza femminile nelle istituzioni. I mezzi ci sono già. Bisogna essere in grado di usarli con competenza e responsabilità, dando così un contributo alle varie esigenze della propria comunità, con volontà e fierezza.

Landesbeirate für Chancengleichheit

Auf den Punkt gebracht: Chancengleichheit in Südtirol

// Maria Pichler //
Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Grundrecht aller Menschen und ein Grundwert jeder Demokratie. Doch wo steht Südtirol? Worauf bauen? Was tun? Ein Rückblick auf den Tag der Chancengleichheit.
Die 8 Handlungsfelder des Gleichstellungsaktionsplans wurden in einem partizipativen Erarbeitungsprozess diskutiert. © Manuela Tessaro, LPA
Seit dem Jahr 2016 begeht der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen in Südtirol jährlich am 16. September den Tag der Chancengleichheit. Dieser ist eine gute Gelegenheit, um den Stand der Dinge in Sachen Gleichberechtigung auf den Punkt zu bringen – aber nicht nur: Im NOI Tech Park in Bozen haben sich mehr als 100 Frauen und Männer aus allen Landesteilen über die Zwischenergebnisse in der Arbeit zum Gleichstellungsaktionsplan Südtirol informiert, sich mit ihren Meinungen eingebracht und die Gelegenheit genutzt, um sich untereinander zu vernetzen.
Gleichstellungsaktionsplan ÆQUITAS ist der Schlüssel zur Chancengleichheit
Wenn der Begriff auch etwas sperrig erscheint: Der Gleichstellungsaktionsplan ist der Schlüssel, mit dem die Tür zur Chancengleichheit in Südtirol (weiter) geöffnet werden soll. In acht Handlungsfeldern arbeiten fachkompetente Arbeitsgruppen derzeit an messbaren Zielen in den verschiedensten Bereichen, legen konkrete Maßnahmen und einen zeitlichen Rahmen für deren Umsetzung fest (siehe ëres 3-2022). Die Aufgabe der Teilnehmer*innen am Tag der Chancengleichheit bestand nun darin, die ersten Zwischenergebnisse zu bewerten und themenübergreifend ihre Ideen und Vorschläge mit einzubringen. Diese werden gebündelt, den zuständigen Arbeitsgruppen vorgebracht und sollen die bisherigen Ergebnisse in den verschiedenen Handlungsfeldern ergänzen.
Jetzt noch mitreden: landesweit Treffen vor Ort in den Bezirken geplant
Dabei ist klar, das Ganze kann nur dann funktionieren, wenn viele Frauen und Männer an vielen Stellen mitmachen: in der Politik, bei der Arbeit, in den Familien, im Ehrenamt. Wer sich in den nächsten Wochen noch einbringen möchte, hat landesweit bei Treffen auf Bezirksebene die Möglichkeit dazu. Im Jahr 2023 wird dann der theoretische Planungsprozess für den Gleichstellungsaktionsplan abgeschlossen – und es geht an die konkrete Umsetzung, die auf insgesamt fünf Jahre ausgelegt sein wird. Wenn momentan also auch noch in der Vorbereitung und in der Konzeptarbeit, so steht eines fest: Es tut sich was in Südtirol in Sachen Chancengleichheit.

Alle Termine auf Bezirksebene zur Beteiligung am Gleichstellungsaktionsplan ÆQUITAS auf www.provinz.bz.it/chancengleichheit
"Wir sind die Jugend, wir sind die Zukunft! Jetzt ist der Ball im Spiel und muss nur noch ins Tor!" forderten die Fußballerinnen des FC Südtirol Women U17 mit einem Flashmob. © Manuela Tessaro, LPA