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Le api laboriose

// Sarah Trevisiol //
Alla ricerca di una seconda possibilità
La squadra di pulizie di Albatros © Archivio Albatros
Albatros è una cooperativa sociale che aiuta persone con disabilità, difficoltà psichiche, malattie, problemi di dipendenza, problemi economici e persone di origine straniera, a trovare lavoro. Poiché il proprio posto nella società viene ancora in gran parte definito dal proprio impiego, è essenziale offrire lavoro a queste persone, sostegno e ascolto, affinché trovino nuovamente la forza di partecipare attivamente alla comunità.
Molte sono le donne che lavorano presso Albatros, molte nel settore delle pulizie. Sono coloro che la mattina presto puliscono uffici e palazzine comunali, coloro che disinfettano mense, ospizi, asili e scuole, che smacchiano fermate dell’autobus sotto il sole cocente o al freddo gelido, lucidano macchinari e magazzini in tempi record e puliscono case private di anziani/e che non ne sono più in grado. Sono quelle api silenziose ma efficaci che rendono la società un posto più limpido e gradevole. Purtroppo queste api tanto laboriose ed essenziali, passano spesso inosservate, non vedendo riconosciuto il dovuto merito o la giusta valorizzazione.
“Durante il Covid eravamo le uniche a girare per le strade di Merano, la mole di lavoro si è duplicata perché la gente si è resa conto di quanto rendiamo lo spazio pubblico un posto più pulito e sicuro.” Antonietta Eller è la coordinatrice del settore pulizie presso Albatros. “Ora c’è chi dà persino delle mance alle nostre collaboratrici, credo che la gente, dopo il Covid, valorizzi maggiormente il nostro apporto.”
Antonietta ha avuto un passato non facile, segnato da abbandoni e difficoltà economiche durante l’infanzia, problemi di dipendenza in seguito. Lei ha avuto il coraggio di rifarsi una vita, di rimettersi in gioco. “Credo che ogni persona si meriti una seconda possibilità, perché non tutte/i abbiamo le stesse condizioni di partenza, tipo una famiglia agiata che garantisce affetto, istruzione, un tetto sopra la testa o sbocchi lavorativi. Per alcune persone la vita riserva maggiori ostacoli e probabilmente di conseguenza più momenti di debolezza. Vedendo la mia storia e quella di alcune/i colleghe/i però mi rendo conto che quando anche una sola persona crede in te o ti regala un sorriso o ti affida un lavoro, ciò ti permette di rialzarti e riprovarci.”
Antonietta Eller ce l’ha fatta, ora è la coordinatrice del reparto pulizie e gestisce oltre 30 persone, ha un appartamento, un compagno e soprattutto l’amata figlia al suo fianco. Questo è il successo di Albatros: restituisce dignità a persone in difficoltà, facendo capire sia al resto del personale che ai clienti stessi, che un insuccesso non è una sconfitta ma uno stimolo per ricominciare o tentare strade diverse, magari con nuovo slancio.
“Lavoriamo tanto, ma sono immensamente grata ad Albatros delle tante opportunità offertemi. Imparo ogni giorno, che la costanza e la dedizione, il rispetto e l’ottimismo, possono rendere delle piccole scelte quotidiane, dei passi da gigante che ti fanno credere in te stessa/o. Il lavoro è un modo di riscattarsi personalmente e ogni persona dovrebbe avere il diritto di lavorare e far vedere cosa sa fare. Perché alla fine dei conti, ogni persona sa dare e insegnare qualcosa, anche se si tratta solo del fatto di guardare le altre persone con maggiore dignità.”
Antonietta Eller © Manuela Tessaro

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Die kalte Form der Gewalt

// Bettina Conci //
Lea Martin möchte das Thema finanzielle Gewalt gerne hinter sich lassen. Weil sie ihr selbst widerfahren ist, sie sich erfolgreich zur Wehr gesetzt, zwei Bücher darüber geschrieben und zahlreiche Frauen wachgerüttelt hat, die sich ahnungslos auf Geheiß ihrer Männer oder Ex-Männer verschuldet hatten. Aber immer, wenn sie von derartigen Fällen liest oder hört, regt sich ihr Kampfgeist. Denn Schuld an der ganzen Spirale, in der Frauen oft unwissentlich landen, ist ein ganzes System.
Frauen sind sich oft der Tatsache nicht bewusst, dass ihnen Gewalt angetan wird. © Clay Banks / Unsplash
„Das Besondere an der finanziellen Gewalt, die ich erlebt habe, ist, dass ich nicht nur in den Augen meines Ex-Mannes, sondern auch für seine Bank eine zu vernachlässigende Größe war, eine unsichtbare Erscheinung. Diese gewollte und bewusst erzeugte Unsichtbarkeit ist der Hebel für finanzielle Gewalt und um ihn zu bedienen, braucht es mehr als einen gewalttätigen Mann. Es braucht eine Umgebung, die ihn deckt und unterstützt und dafür sorgt, dass finanzielle Gewalt nicht beim Namen genannt wird. Wer kein Wort dafür hat, was ihm widerfährt, kann auch keine Vorkehrungen treffen, um sich zu schützen.“ Dies schreibt die Autorin auf ihrer Homepage www.finanzielle-gewalt.de, auf der man sich nützliche Hilfestellung holen kann, wenn man befürchtet, dass einem selbst diese „kalte“ Art der Gewalt widerfahren ist, wie Martin schreibt.
Wie sieht die rechtliche Situation in Italien und der EU aus?
Nun handelt es sich um eine deutschsprachige Webseite einer deutschen Frau im deutschen Rechtssystem. Wie aber sieht es in Italien aus? Auch hierzulande ist finanzielle Gewalt längst kein Tabuthema mehr – oder sollte zumindest keines sein. Hilfestellung ist durchaus gegeben, aber wie so oft liegt es an uns Frauen, uns zu informieren.

Laut Art. 3 der Istanbul-Konvention zählt die finanzielle Gewalt zu den gegen Frauen gerichteten Gewaltakten und damit eine Verletzung der Menschenrechte und Diskriminierung. In Italien gilt finanzielle Gewalt nicht als Straftat im engeren Sinne, wird aber sowohl vom Zivil- als auch vom Strafgesetzbuch geahndet. In Fällen der finanziellen Gewalt kommen die Schutzmaßnahmen gegen familiäre Misshandlungen zum Tragen (Art. 342 bis und 342 ter des ZGB). Zum ersten Mal erwähnt wurde die finanzielle Gewalt vor weniger als zehn Jahren, nämlich in einem Dekret aus dem Jahr 2013. Die wirtschaftlichen Einschränkungen reichen in der darin enthaltenen Definition von der Kontrolle darüber, wie die finanziellen Ressourcen eingesetzt werden, bis hin zu Aneignung von finanziellen Mitteln und können folgende (Straf-)Tatbestände erfüllen: familiäre Misshandlung, private Gewalt, Kontrolle oder Einschränkung der Freiheit wie z.B. Versklavung, teilweiser oder vollständiger Entzug finanzieller Mittel, die für den persönlichen Unterhalt oder den der Kinder notwendig sind.

Um finanzielle Gewalt erfolgreich zu bekämpfen, müssen wir uns allerdings darüber klar sein, was als solche zählt und wie wir sie erkennen.
Was versteht man unter finanzieller Gewalt?
Finanzielle Gewalt spielt sich wie jede Form von Gewalt in verschiedenen Phasen oder Abstufungen ab. Die Alarmglocken sollten klingeln bei Schlagwörtern wie Kontrolle des gemeinsamen Budgets, Scheinteilhabe am Finanzgebaren der Familie oder des Paares, Monopolstellung des einen Partners. So ist zum Beispiel der alleinige Zugriff eines Partners auf das gemeinsame Konto ein No-Go, ebenso wie Entscheidungen über Investitionen, bei denen dem/der Partner*in kein Mitspracherecht eingeräumt wird. Ebenso suspekt sollten Verhaltensweisen sein, die einen der Partner zwingen, Rechenschaft über die getätigten Ausgaben abzulegen, von einem Taschengeld zu leben, das der finanziell stärkere Partner bestimmt, über die familiären Einkünfte im Dunkeln gelassen zu werden. Beide Beine in die Hand nehmen sollten Opfer von finanzieller Gewalt, sobald ihnen Geldmittel entzogen oder versagt werden oder ihre finanzielle Selbstständigkeit gefährdet ist. Strafbar macht sich, wer den/die Partner*in dazu zwingt, als Bürge zu fungieren, Hypotheken, Darlehen, Schecks und dergleichen zu unterschreiben oder sich für den Ankauf von Gütern, die jemand anderem zugutekommen, zu verschulden.
Der psychologische Faktor
Finanzielle Gewalt ist eine subtile Form der Misshandlung, die neben den materiellen auch schwerwiegende psychologische Folgen hat. Das Opfer verliert mit seiner finanziellen Selbstständigkeit auch Selbstbewusstsein und entwickelt Minderwertigkeitsgefühle. Es wird erpresst und erpressbar, ist Schuldgefühlen gegenüber den Kindern ausgesetzt und erfährt oft Misshandlungen anderer Art, ohne sich wehren zu können oder einen Zufluchtsort zu haben. Es entsteht ein Abhängigkeitsverhältnis, aus dem das Opfer nur schwer ausbrechen kann. So wird es zunehmend isoliert und riskiert, in Armut und Abhängigkeit abzurutschen.
Wie kommt frau da wieder heraus?
Gut informiert ist halb gewonnen: Erst wenn man über die Formen finanzieller Gewalt in Kenntnis gesetzt ist, kann man auch bewusste Entscheidungen treffen, um die eigene wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erhalten bzw. zurückzugewinnen – oder um finanzieller Gewalt vorzubeugen.
Für den Schutz der finanziellen Selbstständigkeit ist es unerlässlich für Frauen,
ein Bankkonto auf den eigenen Namen einzurichten,
beim gemeinsamen Konto mitzuunterschreiben,
eine eigene Kredit- oder Debitkarte zu besitzen,
zu vermeiden, alle Einkünfte der Familie zur Verfügung zu stellen,
zu vermeiden, Schulden auf den gemeinsamen Konten anzuhäufen,
die Notfallverordnungen des Zivilgesetzbuches zu kennen,
sich vor Unterschriften auf jeglichen
Finanzdokumenten gründlich zu informieren,
Mitspracherecht bei den familiären Finanzentscheidungen einzufordern,
den Überblick über die gemeinsamen Einkünfte und Spesen zu haben,
Kopien aller finanziellen und rechtlichen Dokumente zu besitzen.