Landesbeirat für Chancengleichheit

„…und die Wissenschaft braucht Frauen“

// Maria Pichler //
v.l.: Die Laudatorinnen Ulrike Spitaler, Magdalena Janka und Donatella Califano mit den diesjährigen Preisträgerinnen Hannah Lechner, Daniela Negra und Sara Degli Agostini sowie der Vorsitzenden der Bewertungskommission Marlene Messner und LH Arno Kompatscher. © LPA/Greta Stuefer
Mit dem jährlichen Förderpreis für wissenschaftliche Arbeiten spornt der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen Studierende dazu an, sich mit Fragen der Gleichstellung zwischen Frau und Mann zu beschäftigen – ganz nach dem Motto: „Die Welt braucht die Wissenschaft und die Wissenschaft braucht die Frauen.“
Die drei diesjährigen Preisträgerinnen Daniela Negra aus St. Lorenzen, Hannah Lechner aus Prad am Stilfserjoch und Sara Degli Agostini aus Leifers beleuchten mit ihren Arbeiten unterschiedliche Aspekte der Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit. So hat sich die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Daniela Negra in ihrer Abschlussarbeit an der Medizinischen Universität Innsbruck mit dem Thema Endometriose beschäftigt. Hannah Lechner hat ebenfalls ein medizinisches Thema gewählt: „‚Sie wünschen sich glatte Haut ohne Dellen.' Die diskursive Konstruktion des 'Cellulite Problems'" lautet der Titel ihrer Arbeit, eingereicht am Institut für Sprachwissenschaft der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Der dritte Preis ging an Sara Degli Agostini für ihre Arbeit zu „Relazioni tra specismo e discriminazione di genere“, die am Institut für Soziologie der Universität Trient eingereicht wurde. Die Arbeiten können im Frauenbüro des Landes in der Dantestraße 11 in Bozen eingesehen werden. Wer seine wissenschaftliche Abschlussarbeit zu Fragen der Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit geschrieben hat, kann diese jedes Jahr bis Ende Februar einreichen. Weitere Informationen auf den Landeswebseiten zum Thema Chancengleichheit unter „Förderpreise für wissenschaftliche Arbeiten.“

Around the World

Nobelpreisträgerinnen: Claudia Goldin & Narges Mohammadi

// Hannah Lechner //
Wissenschaftsauszeichnungen wie der Nobelpreis werden häufiger an cis Männer als an FLINTA*-Personen vergeben. © Nobel Prize Outreach. Photo: Bernhard Ludewig
Anerkannte und hochdotierte Wissenschaftsauszeichnungen wurden und werden deutlich häufiger an cis Männer als an FLINTA*-Personen vergeben – das wohl prominenteste Beispiel sind nach wie vor die Nobelpreise: Unter den insgesamt 970 Preisträger*innen (darunter fünf mehrfach Ausgezeichnete), die zwischen der Preisstiftung 1901 und dem vergangenen Oktober 2023 den Nobelpreis in einer der ausgeschriebenen Kategorien erhalten haben, sind lediglich 65 Frauen (6,7 %). Das genaue Verhältnis hat sich im Laufe der Jahrzehnte natürlich verändert – so wurde im ersten Jahrzehnt der Vergabe in etwa die Fünf-Prozent-Marke erreicht, zwischen 1951 und 1960 wurde der Preis hingegen an keine einzige Frau verliehen und die Zehn-Prozent-Marke wurde erst im Zeitraum zwischen 2011 und 2020 erstmals überschritten. Im Zeitraum 2021-2023 liegt der Frauenanteil mit 19,4 Prozent bisher zwar am höchsten – der Weg in Richtung Ausgeglichenheit ist aber offensichtlich noch lang. 2023 sind unter den Preisträger*innen vier Frauen – zwei davon alleinige Preisträgerinnen in ihrer jeweiligen Kategorie: Der Wirtschaftsnobelpreis ging an die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin und Harvard-Professorin Claudia Goldin, die für ihre Forschung zu geschlechterspezifischen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet wurde. Sie ist die dritte Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis erhält und die erste überhaupt, die ihn als alleinige Preisträgerin erhält. Um Goldins neuestes Buch Career and Family (Karriere und Familie) geht’s auch in den Chill-Tipps (S. 30–31).
Der Friedensnobelpreis ging an die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi für ihren Kampf gegen Unterdrückung und ihren Einsatz für Frauenrechte im Iran. Sie ist die 19. Frau, die den Friedensnobelpreis erhält. Seit mehr als zehn Jahren wird Mohammadi von den iranischen Behörden immer wieder inhaftiert und misshandelt, auch derzeit befindet sie sich in Haft und wendet sich mit Briefen immer wieder an die Öffent­lichkeit, um ihren Einsatz dennoch fortzusetzen.