Literarische Frauenstimmen

„Ja, das bin ich und das ist meine Geschichte“

// Hannah Lechner //
Autor*in Julia Ganterer im Gespräch
Julia Ganterer forscht, lehrt und schreibt seit einigen Jahren auf dem Gebiet der geschlechterspezifischen Gewalt – unter anderem an den Universitäten Innsbruck und Wien – und ist aktuell Co-Projektleitung der ersten sprachgruppenübergreifenden Studie zu sexualisierter Gewalt in Südtirol am Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck. Kürzlich ist Ganterers Buch „Ja, das bin ich und das ist meine Geschichte“ Frauen und ihre Wege aus der Gewalt im RAETIA Verlag erschienen – ein Sachbuch mit Tatsachenberichten, wie Ganterer sagt, das auf Interviews mit Frauen aus Südtirol basiert, die Gewalt in ihrer Partnerschaft und/oder Familie erlebt haben.
Über die Dringlichkeit zu sprechen
„Geht schon!“, waren die Worte, die die Autor*in von fast allen Gesprächspartnerinnen hörte, wenn es um die eigenen Gewalterfahrungen ging – Ganterer sagt über die Motivation, das Buch zu schreiben: „Eigentlich ging es mir ‚leicht‘ von den Fingern, weil ich den Drang und die Leidenschaft verspürte, über die Gewalterfahrungen betroffener Frauen und mein Wissen darüber zu schreiben.“ Das Buch soll das Phänomen von Gewalt in Familien und Partnerschaften beim Namen nennen und die Betroffenen zur Sprache kommen lassen: „Es soll zeigen, was es heißt, vom eigenen Vater über Jahre herabgewürdigt und geschlagen zu werden, was es heißt, vom eigenen (Liebes!)Partner misshandelt und vergewaltigt zu werden – und was es heißt, darüber schweigen zu müssen, weil frau sonst Angst um das eigene Leben und das ihrer Kinder haben muss etc.“
Gewalt als strukturelles Problem erkennen
Auf die Frage, ob und warum Südtirol das Buch nötig habe, sagt Ganterer: „Die Südtiroler Gesellschaft braucht nicht unbedingt genau dieses Buch – sie soll es aber als Aufruf der Frauen zu gesellschaftlicher Veränderung, Sensibilisierung und Selbstbestimmung verstehen.“ Es solle als Werkzeug gelesen werden, um den Mut, den Blick und die Sprache zu entwickeln, die nötig sind, um Gewalt im sozialen Nahraum als strukturelles Problem und nicht als Einzelschicksale zu erkennen und als solches benennen zu können: „Damit es uns als Gesellschaft gelingen kann, die Gewaltspirale zu durchbrechen und die sichtbaren und unsichtbaren Praktiken von Gewalt zu verhindern.“
© Michelle Schmollgruber
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Gruppenbilder ohne Damen

// Maria Pichler //
Es gibt sie noch immer zuhauf, die Gruppenbilder ohne Dame
Warum ist es noch immer möglich, dass Frauen in Bereichen wie Wirtschaft oder Politik öffentlich nicht sichtbar sind? Und das mitunter dermaßen unverschämt offensichtlich und augenscheinlich, dass den Damen und Herren Kommunikationsberater*innen beim Sichten ihres Pressespiegels schon mal das Herz in die Hose (oder den Rock) rutschen dürfte? Der facebook-Seite „Gruppenbild ohne Dame“ nämlich entgehen sie nicht, die großen Fauxpas der österreichischen Wirtschaft und Politik. Und auch das „zehnte Bundesland“ Südtirol mischt immer wieder mit wahrlich gelungenen Beiträgen mit, sodass die Seite sich mittlerweile zu einer geschätzten Inspirationsquelle und Fundgrube für ëres-Männerclub-Redakteurinnen entwickelt hat, die mit ihren Beiträgen mal wieder etwas knapp dran sind… Prädikat: sehenswert!