Think
Das wird man doch wohl noch sagen dürfen
// Bettina Conci //
Klar hat das N-Wort ausgedient. Aber Sprache ist lebendig, Sprache ist vielfältig und besteht aus unzähligen Facetten. Und während in Deutschland diskutiert wird, ob es okay ist, wenn Kolumnistin Ferda Ataman auch nur überlegt, Deutsche ohne Migrationshintergrund „Kartoffeln“ zu nennen, ist die Debatte hierzulande (sprich: in Südtirol) noch nicht ganz so weit fortgeschritten. Hier eine kleine Hilfe für einen rassismuskritischen Gebrauch der deutschen Sprache – und gleichzeitig für korrektes Gendern!
PoC (People of Colour), Schwarze Menschen
Das Adjektiv „Schwarz“ wird dabei großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine gesellschaftliche und politische Verankerung der Bezeichnung handelt, nicht um die Beschreibung der Hautfarbe. Verpönt sind das N-Wort, die Bezeichnung „Farbige“ oder „Schwarzafrikaner*innen“.
Nord-, Süd- und Mittelamerika und Bezeichnungen einzelner Staaten
Ja, auch „Lateinamerika“ ist nicht korrekt, ebenso wenig wie der beschönigende Begriff „Neue Welt“, schließlich war die „Entdeckung“ (seufz) dieser Länder mit so einigem Blutvergießen, Versklavung und anderen abscheulichen Verbrechen verbunden. Auch so klangvolle Wörter wie „Dschungel“ (als Überbegriff für verschiedene, nicht genau benannte Vegetationszonen oder gar als Herkunftsort von Nicht-„Einheimischen“) oder „exotisch“ (als Bezeichnung für Menschen mit nicht-weißem Aussehen) entspringen einem Kolonialismus, der heute kritisch gesehen werden sollte – wie die Begriffe „Dritte Welt“, „Entwicklungshilfe“ oder „Bananenrepublik“ (ja, auch als Vergleich, denn die Bananen können nun wirklich nichts dafür).
Geflüchtete, Flüchtlinge, Migrant*innen, Zuwanderer
Statt „Ausländer*innen“ oder „Asylant*innen“. Auch die Bezeichnung „Gastarbeiter*innen“ sollte außerhalb des historischen Kontexts nicht mehr verwendet werden.
Deutsche, Österreicher*innen, Südtiroler*innen Italiener*innen, Ladiner*innen
Anstatt: „Ausländer*innen mit italienischem Pass“, „Passdeutsche*r“ oder ähnlicher Wortakrobatik. Sinti und Roma sind weder „Zigeuner“ noch „fahrendes Volk“. Diskriminierung beginnt sehr oft bei der Sprache. Und als Südtiroler*innen sollten wir besonders darauf achtgeben, das fängt bei den verschiedenen abwertenden Bezeichnungen für Angehörige einer bestimmten Sprachgruppe an – auf beiden Seiten.
Muslim*a (oder Muslim*innen)
Auf keinen Fall natürlich „Mohammedaner*innen“ oder gar „Muselmänner“ (so veraltet, dass es „Muselfrauen“ als Äquivalent für das weibliche Geschlecht gar nicht gibt), letzterer übrigens ein Begriff, der eine spannende Google-Reise wert ist. Aber wussten Sie, dass junge Angehörige des Islams auch die Bezeichnung „Moslem*in“ ablehnen und Wert auf die Bezeichnung mit den Vokalen u und i legen?
…ach ja, und noch ein friendly reminder:
Bitte nicht von „Rasse“ sprechen. Es gibt keine menschlichen Rassen. Angehörige einer bestimmten Völkergruppe werden auf Wikipedia zwar noch als „Ethnie“ bezeichnet, aber sogar dieser Begriff ist mittlerweile negativ behaftet, weil rassistisch verwendet. Besser, man spricht ganz allgemein von einer Gesellschaft.
Buch- bzw. Hörbuchtipp: Tupoka Ogette, „Exit Racism“ (www.exit-racism.de)