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STOP RACISM! Rassismus, den du nicht siehst

// Ingrid Kapeller //
Rassismus beleidigt, entmündigt, benachteiligt, entwürdigt, verurteilt, spaltet, grenzt aus, wertet ab und schränkt ein. Die Aktionswochen „STOP RACISM!“, die jährlich von der OEW-Organisation für Eine solidarische Welt koordiniert und von vielen Vereinen und Akteur*innen mitgetragen werden, wollen dieser Art von Diskriminierung entgegenwirken.
© OEW-Kampagne zu Stop Racism! 2022, Samia Kaffouf und Takoua Ben Mohamed


Rassismus, also Diskriminierung in Hinblick auf Herkunft oder Hautfarbe hat viele Gesichter. Neben Alltagsrassismus, also Rassismus, der überall auftreten und von jede*m geäußert werden kann, gibt es den strukturellen und den institutionellen Rassismus, der, wie der Name bereits verrät, in strukturierenden Bereichen unserer Gesellschaft, wie etwa Gesetzen, eingebettet ist und in Einrichtungen, wie beispielsweise in Schulen oder Unternehmen (re)produziert wird.
Gemeinsam haben diese Formen der Diskriminierung, dass sie von weißen Menschen oft nicht gesehen werden, weil sie nicht davon betroffen sind, während Black, Indigenous und People of Colour (BIPoC*) immer wieder darauf hinweisen, dass Rassismus ihr Leben maßgeblich beeinflusst. Um auf Rassismus aufmerksam zu machen, ruft die nationale Antidiskriminierungsstelle UNAR (Ufficio Nazionale Antidiscriminiazioni Razziali) in Italien jährlich Aktionswochen gegen rassistisch motivierte Diskriminierungen aus. In Südtirol übernimmt die OEW-Organisation für Eine solidarische Welt die Planung dieser Aktionswochen unter dem Titel „STOP RACISM!“ (Stoppt Rassismus!). Dieses Jahr hat die Aktion vom 21. März – dem internationalen Tag gegen rassistische Diskriminierung – bis zum 3. April stattgefunden. Während diesen Wochen haben sich rund 25 Südtiroler Organisationen und Interessierte mit Vorträgen, Kinoabenden oder Theatervorstellungen an der Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit zum Thema beteiligt. Begleitet wurden die Aktionswochen von der Sensibilisierungskampagne „Rassismus, den du nicht siehst – Bist du Teil eines rassistischen Systems?“ von der Kultur- und Kommunikationswissenschaftlerin Samia Kaffouf und der Illustratorin und Autorin Takoua Ben Mohamed.
Fehler im System
Polizeikontrollen, aber meist bei „Ausländern“, oder Wohnungsanzeigen, aber oft nur für „Einheimische“. Diese und ähnliche Situationen von Diskriminierungen auf struktureller und institutioneller Ebene wurden von Kaffouf und Ben Mohamed auf den Plakaten ihrer Kampagne dargestellt. Dabei war es ihnen wichtig, diskriminierte Personen nicht zu entmündigen: „Wir haben in der Kampagne sehr darauf geachtet, Personen, die Rassismus erleben, nicht als Opfer oder in einer Weise darzustellen, die ihnen schaden könnte. Wir haben viel Wert auf das Empowerment [d.h. auf die Stärkung, Anm. d. Red.] von Betroffenen gelegt und auch darauf, zu zeigen, dass der Fehler im System liegt. Das war uns wichtig.“
Das primäre Ziel der Kampagne ist es, Südtiroler*innen hinsichtlich Rassismus auf institutioneller und struktureller Ebene zu sensibilisieren. Struktureller Rassismus bezeichnet die Benachteiligung und Ausgrenzung von BIPoC durch rassistische Prozesse und Abläufe in gesellschaftlichen Bereichen und Regelungen, zum Beispiel in der Rechtsprechung, der Bildung, im Finanzwesen oder der Politik. Die Kampagne soll außerdem zum Nachdenken darüber anregen, warum diese Regelungen so sind und wie sie auch das Denken und Handeln weißer Menschen beeinflussen. Kaffouf erklärt: „Alltagsrassismus ist meistens sichtbarer als struktureller Rassismus und deshalb auch öfter Thema von Sensibilisierungskampagnen. Gerade darum fanden wir es spannend, uns in dieser Kampagne dem bisher weniger diskutierten Feld des institutionellen Rassismus zu widmen. Auch das Interesse von den Organisationen, die STOP RACISM mitgetragen haben, daran war sehr groß.“.
Wie umgehen, mit Privilegien?
Rassistisch geprägte Strukturen und Entscheidungsabläufe in Institutionen können BIPoC bedeutend und nachhaltig diskriminieren. Gleichzeitig ist struktureller Rassismus für weiße Menschen oft nicht erkennbar. Sie haben das Privileg, Rassismus nicht zu sehen, weil sie ihn schlichtweg nicht erleben. Das hat, laut der Beschreibung von Kaffoufs und Ben Mohameds Sensibilisierungskampagne nicht unbedingt etwas mit Schuld zu tun: „Dieses Privileg zu besitzen, ist nicht mit Schuld verbunden. Privilegien bringen aber Verantwortung mit sich.“. „STOP RACISM!“ appelliert an Menschen mit Privilegien, ebendiese Verantwortung wahrzunehmen.
Der Zuständige im Bereich Vielfalt und Miteinander in der OEW, Adrian Luncke, organisiert die „STOP RACISM“- Aktionswochen mit. Als weißer Mann in Südtirol hat er zahlreiche Privilegien – und ist sich dessen bewusst. Er ist der Ansicht, dass es auch im Interesse weißer Personen liegt, sich mit Rassismus und anderen Unterdrückungsformen auseinander zu setzen. Schließlich geht es dabei um eine globale, gesamtgesellschaftliche Frage: „Rassismus wirkt sich auch auf weiße Menschen aus – auf meine Gedankenstrukturen, auf die Gesellschaft, in der ich lebe, in der ich meine Kinder großziehe. Es geht darum, wie wir als Gesellschaft sein wollen: Wie ist die Zufriedenheit und der Zusammenhalt in einer Gesellschaft, in der nicht alle gleich behandelt werden? Und werden wir als Gesellschaft unserem eigenen Gleichheitsgrundsatz gerecht?“. Hierfür müssen sich Menschen mit Privilegien ihrer eigenen Möglichkeiten bewusst werden und sich fragen, wie sie ihre Vorteile einsetzen können.
„Wie ich auch im Kampf gegen Rassismus meine Privilegien nutzen kann, ist immer eine Abwägungsfrage.“, erklärt Luncke. „Man muss sich überlegen: Was steht mir in diesem Bereich zu? Kann ich überhaupt mitreden? Was ist überhaupt mein Wissensstand, was mein Erfahrungsschatz? Wo haben ihn andere Personen? Und wollen andere Personen – vor allem BIPoC – überhaupt, dass ich mich hier einbringe?“.

Um tatsächliche Gleichberechtigung zu erreichen, plädiert Luncke dafür, sich zu solidarisieren, in Dialog zu treten und das Konzept des „Power Sharing“ anzuwenden, sprich Macht und Einfluss zu teilen: „Als weiße Person muss man sich auch zurücknehmen, zuhören, einer*m Betroffenen nicht ins Wort fallen und immer wieder seine eigene, weiße, Positionierung reflektieren.“••
Die Aktionswochen gegen Rassismus sind ein Netzwerkprojekt von Südtiroler Vereinen:
Beirat für Integration und Migration der Gemeinde Bruneck; Bolzano Film Festival Bozen; Caritas Migrant(inn)enberatung MOCA; Centro Pace-Friedenszentrum; Jugendzentrum Giovani Connection Brixen; Controtempo Teatro; Circolo Culturale ANPI; Cucinacultura; Donne Nissà – Nissà Frauen; Fachbibliothek „Eine Welt“ der OEW und Straßenzeitung zebra. giornale di strada; Netzwerk Gewaltprävention und die Fachstelle Gewalt des Forum Prävention; Jugenddienst Unteres Eisacktal; Jugendtreff VKE Brixen; Kolpingjugend Südtirol; Kuba-Kaltern; Landesberufsschule für das Gastgewerbe SAVOY, OEW-Organisation für eine Solidarische Welt; Organizzazione Internazionale Rom d’Europa e dei Balcani; Stadtbibliothek Bruneck; Stadtbibliothek Sterzing; Young Caritas.


*BIPoC ist die Abkürzung von Black, Indigenous, People of Colour und bedeutet auf Deutsch Schwarz, Indigen und People of Colour. Letzteres wird nicht übersetzt. All diese Begriffe sind politische Selbstbezeichnungen.

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Intersezionalità

// Verena De Monte //
Per il femminismo, ma non solo, l’approccio intersezionale è diventato uno strumento fondamentale di lettura della disuguaglianza sociale.
Kimberlé Crenshaw © Mohamed Badarne / flickr.com creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.de
Nel 1976 un gruppo di donne Nere fece causa all’azienda statunitense General Motors, accusandola di discriminazione razziale e di genere, dopo che questa si era rifiutata di assumerle. Visto che nella società lavoravano sia persone Nere che donne, il giudice respinse le accuse di razzismo e di sessismo e la causa venne persa.
Ma le persone Nere assunte dalla società erano esclusivamente uomini, impiegati nella produzione, e le donne erano esclusivamente bianche e lavoravano in segreteria. Non c’era nessuna donna Nera. Quella subita non era dunque né discriminazione razziale né di genere, ma razziale e di genere, cioè l’intreccio dei due fattori.
A partire dall’analisi di questo e altri casi, nel 1989 l’attivista, giurista e femminista Nera Kimberlé Crenshaw conia il termine “intersezionalità”, ispirandosi al femminismo Nero che ha svolto un’analisi fondamentale sulla posizione delle donne Nere all’interno dei movimenti femministi occidentali, spesso concentrati solo sui problemi delle donne bianche.
Il termine “intersezionale” significa letteralmente “che riguarda più sezioni”. Dato che le cause di una discriminazione, come l’etnia o il genere, vengono spesso viste come delle categorie (o “sezioni”) separate l’una dall’altra, senza tenere in considerazione il modo in cui interagiscono tra loro, la condizione di chi si trova nel punto di intersezione tra due o più motivi di oppressione non riesce a essere descritta da nessuna delle categorie, finendo per essere esclusa da tutte.
L’intersezionalità cerca di ovviare a questo problema e mira a riconoscere l’intreccio dei fattori di discriminazione, sostenendo che non esiste un solo tipo di oppressione ma più tipi, che producono diverse forme di disuguaglianza.
Crenshaw spiega che come il traffico di un incrocio, che viene da varie direzioni, così, la discriminazione può scorrere in varie direzioni. Se nell’incrocio accade un incidente, può essere stato causato dalle macchine che viaggiavano in una qualsiasi delle direzioni o da tutte insieme. Allo stesso modo, se una persona subisce una discriminazione, questa può derivare da una singola discriminazione o da varie contemporaneamente.

Genere, sessualità, etnia, età, classe, abilità, nazionalità e religione sono le categorie più comuni con cui la società classifica, e discrimina le persone. L’intersezionalità ci aiuta a vedere come queste categorie si intersecano e influenzano le possibilità di una persona all’interno della società.