Speak

„Das ist eben Teil unserer Kultur“

// Bettina Conci //
Auf die Frage danach, warum Frauen Gewalt erfahren, fällt schon mal dieser Satz. Aber was bedeutet er nun genau? Und von welcher Kultur reden wir hier überhaupt? Im Gespräch über häusliche Gewalt und darüber, wie sich das Leben in unterschiedlichen Kulturkreisen auf die Opfer auswirkt, kommen Barbara Wielander und Katrin Gottardi vom Frauenhausdienst Brixen zum Schluss: Überall, wo wir am Rollenbild der Frau kratzen, stoßen wir auf Gegenwind. Ob in Bangladesch oder in Bozen.


Wie die Organisation D.i.Re (Donne in Rete contro la violenza) in ihrem Jahresbericht 2020 veröffentlicht, sind die Täter vorwiegend italienische Staatsbürger – und zwar 76,4 Prozent. Nur 23,6 Prozent haben eine andere Nationalität. Dieser Prozentsatz, der im Laufe der Jahre keine nennenswerten Abweichungen aufweist, straft das weitverbreitete Vorurteil Lügen, die männliche Gewalt gegen Frauen beschränke sich vorwiegend auf „fremde“ Kulturkreise außerhalb Europas.

Warum ist das wichtig – und für wen?


Diese Information ist in erster Linie für die einheimischen Frauen wichtig, um zu verstehen, dass Gewalt, Abhängigkeit und vor allem Scham allen Opfern gemeinsam ist, unabhängig von ihrer Herkunft. Für Frauen mit Migrationshintergrund ist die Information wichtig, um den Vorurteilen, denen sie tagtäglich begegnen, Fakten entgegenzusetzen. Oft finden sie allerdings den Weg zur Frauenberatungsstelle sogar leichter als die in Südtirol geborenen Frauen, wie Barbara Wielander, die Leiterin des Frauenhausdienstes, feststellt:
„In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Migrantinnen, die sich an unsere Frauenberatungsstelle wenden, gestiegen, was aber nicht unbedingt daran liegen muss, dass ihnen mehr oder öfter Gewalt widerfährt,“ erklärt Wielander. „Vielmehr kommen sie zu uns, weil ihnen eine Freundin dazu rät oder soziale Dienste ihnen unsere Stelle empfehlen. Bei Frauen mit Migrationshintergrund ist die Hemmschwelle niedriger, sich an öffentliche Stellen zu wenden, wenn sie in einer Notsituation sind. Einheimische Frauen schämen sich oft. Schließlich macht Gewalt in der Beziehung nicht nur sie selbst zum Opfer, sondern ihren Partner zum Täter. Und da greift oft eine seltsame Solidarität, eine Art Schutzmechanismus. Es hat etwas von einem Outing, zuzugeben, dass der eigene Mann gewalttätig ist.“

Was noch zu bedenken ist: Einheimische Frauen sind oft finanziell selbstständiger und verfügen über das Geld, eigene Wege zu gehen. Auch haben sie ein anderes Netzwerk als Frauen mit Migrationshintergrund.

Soziale Kontrolle durch den Partner und Unsichtbarkeit in der Gesellschaf

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Frauen mit Migrationshintergrund kämpfen nur allzu oft gegen Probleme, die einheimische Frauen zum Teil bereits bewältigt haben – wenngleich der Vorsprung, den wir zu haben glauben, nicht so groß ist, wie wir uns gerne einreden. Die Mitarbeiterin des Frauenhausdienstes Katrin Gottardi erklärt: „Frauen aus anderen Kulturkreisen erleben hier eine neue Realität, mit ganz anderen Rechten und Freiheiten als in ihrem Herkunftsland. Bei der Reflexion über die eigene Rolle spielt der Bildungsgrad mit hinein, je höher gebildet, desto eher wenden sich diese Frauen an uns. Über die Familienzusammenführung in Südtirol gelandet, sind sie hier zwar freier, zuhause jedoch wartet oft ein Partner – und teilweise Eltern, ob es nun die des Partners oder die eigenen sind –, die allesamt eine starke soziale Kontrolle ausüben. Dies erschwert es den Frauen, sich gegen die Gewalt, die ihnen widerfährt, aufzulehnen. Denn es drohen Armut und Ächtung. Vom alltäglichen Rassismus einmal abgesehen.“

Gottardi fährt fort: „Die Frauen mit Migrationshintergrund, die ihren gewalttätigen Partner verlassen, werden von unserer Gesellschaft oft nicht aufgefangen. Sie suchen lange eine Wohnung und stoßen oft trotz tadellosem Lebenslauf und unbefristetem Arbeitsvertrag auf Vorurteile und Anfeindungen.“ Beide Frauen stellen im alltäglichen Umgang mit den Frauen, die sich ihnen anvertrauen, sehr viel Rassismus fest.

Und wo ist jetzt die Frauensolidarität?


„Das Problem ist: Wir als Gesellschaft üben keine Frauensolidarität,“ so Gottardi, „unabhängig vom kulturellen Hintergrund oder von der Nationalität“. Wielander pflichtet ihr bei: „Einige Frauen sprechen den Opfern ihre Version des Tathergangs ab, manche differenzieren einfach nicht, oder sie sehen nicht ein, dass die Gewalt aus einem Machtverhältnis resultiert bzw. damit zu tun hat, sondern geben den Opfern auch noch selbst die Schuld daran. Und dann gibt es da noch die Frauen, die zwar genau wissen, was Sache ist, aber einfach sagen, das geht mich nichts an, da mische ich mich nicht ein. Bei den Ausländerinnen kommt dann oft noch ein schulterzuckendes ‚Das ist in unserer Kultur halt so‘ dazu. Dabei ist unsere Kultur ja keinesfalls besser, wie die Statistik beweist. Aber es gehört scheinbar dazu, die Verantwortung und die ganze Problematik auf die Ausländerschiene abzuwälzen."

Katrin Gottardi fügt hinzu: „Es gibt allerdings eine Grundsolidarität mit Männern in unserer Gesellschaft. Das wird immer dann deutlich, wenn es heißt, ‚die Frauen sind aber auch nicht ohne‘, ‚die hat es aber herausgefordert‘ und so weiter. Wir sind nicht viel besser als die Gesellschaften in anderen Kulturkreisen, die wir kritisieren und als rückständig outen. Wir sind nur subtiler.“ Barbara Wielander nickt: „Ja, wir haben sozusagen als Gesellschaft gelernt, diese ganzen Risse in der Fassade zu verdecken, wie es sich für ‚anständige Menschen‘ gehört. Und das führt dann zu unaufgearbeiteten Geschichten in der Paarbeziehung, zu Konflikten und der Unfähigkeit, damit umzugehen. Alles verschiebt sich vom Öffentlichen ins Private. Und verschwindet.“

Der Anteil der Ausländerinnen an den Opfern von Gewalt gegen Frauen ist seit jeher kleiner als im kollektiven Bewusstsein verankert
Mahnwache in Brixen am 25.11.2022
Am 25. November von 17 bis 19 Uhr veranstaltet der Frauenhausdienst eine Mahnwache zum Gedenken aller Frauen, denen Gewalt widerfahren ist und widerfährt. Ort: am Georgsbrunnen in der Albuingasse (vor dem Weißen Turm) in Brixen.

Speak

La violenza istituzionale

// Verena De Monte //
quando la dignità delle donne viene lesa da chi
la dovrebbe difendere
Aurora* è una donna forte e determinata. Dopo aver denunciato il suo compagno per maltrattamenti, ha affrontato un iter doloroso e sfiancante per ottenere giustizia. Il suo non è un caso isolato: per molte donne la violenza inizia a casa e continua in tribunale. In riferimento alla condotta delle istituzioni si parla di vittimizzazione secondaria, una realtà sulla quale è necessario aprire gli occhi.
La doppia violenza
Quando Aurora denuncia il padre di sua figlia per maltrattamenti non immagina di essere all’inizio di una lotta faticosissima che durerà 8 anni. “Ero impaurita e ignara di quello che mi aspettava, ma avevo fiducia nelle istituzioni.”
Purtroppo, come denunciato nella Relazione sulla vittimizzazione secondaria delle donne che subiscono violenza e dei loro figli, approvata in aprile dalla Commissione Parlamentare di inchiesta sul femminicidio, questa fiducia nelle istituzioni spesso viene tradita. Si parla di vittimizzazione secondaria, una seconda violenza perpetrata sulla donna da parte delle istituzioni che “si realizza quando le autorità chiamate a reprimere il fenomeno della violenza non adottano nei confronti della vittima le necessarie tutele” facendole “rivivere le condizioni di sofferenza a cui è stata sottoposta.” Spesso questa forma di violenza inizia con lo screditamento della donna e con il giudizio sulla sua vita.
Nel caso di Aurora, nonostante le forze dell’ordine e il perito abbiano accertato le violenze subite, le udienze in tribunale si sono concentrate soprattutto su di lei con l’intento di screditarla. “Anche essere autonoma e forte ha giocato a mio sfavore perché non corrispondevo allo stereotipo della donna vittima”, spiega. Poiché l’affidamento della figlia è stato assegnato principalmente a lei, veniva monitorata costantemente e doveva dimostrare di essere una madre brava e adatta. “Ho vissuto per anni con la paura che mi togliessero mia figlia.”
Se la donna è anche madre
L’esperienza di Aurora è diffusa. La minimizzazione della violenza e l’attenzione verso la condotta della vittima assumono proporzioni preoccupanti quando è in gioco l’affidamento dei*lle figli*e.
La Convenzione di Istanbul, strumento internazionale giuridicamente vincolante per contrastare la violenza sulle donne, obbliga gli Stati che l’hanno ratificata a intervenire contro la vittimizzazione secondaria. L’Italia l’ha ratificata nel 2013 ma il GREVIO (organismo che monitora l’applicazione della Convenzione) denuncia che questa è ancora in gran parte inattuata ed evidenzia che, in materia di affidamento, non può essere tollerato che il tribunale ordinario condanni l’uomo per le violenze mentre il tribunale dei minori lo consideri un genitore adeguato.
Racconta Aurora che “è stato messo in ombra il fatto che ci sia stato un carnefice e una vittima e per l’affidamento siamo stati giudicati come una normale coppia che si separa. Il giudice ha stabilito che per il bene di mia figlia il padre doveva essere presente nella sua vita.”
L’emanazione di provvedimenti stereotipati per cui un*a bambino*a deve necessariamente avere rapporti con il padre viene fortemente criticato dal GREVIO, che denuncia il sistema in atto, il quale “piuttosto che offrire protezione alla vittima e ai suoi figli sembra ritorcersi contro le madri che cercano di proteggere i loro bambini.”
Denunciare, nonostante tutto
La violenza istituzionale può indurre una donna a rientrare nel rapporto con il maltrattante non appena verifichi quanto sia doloroso e complicato uscirne davvero. “Ci sono stati dei momenti di delusione e sconforto,” ammette Aurora. Sapeva che andare fino in fondo era la cosa giusta da fare però allo stesso tempo si rendeva conto di quante cose non funzionavano nei luoghi che avrebbero dovuto tutelarla. “Il mio consiglio è comunque sempre quello di denunciare”, dice convinta “ma le istituzioni devono iniziare a fare la loro parte.” Devono cioè fare in modo che le donne non evitino di denunciare per la paura – fondata – di perdere i*le figli*e, di venire esposte e colpevolizzate.



Oltre alla mancata attuazione della Convenzione di Istanbul, secondo la Commissione Parlamentare di inchiesta sul femminicidio la formazione degli operatori del settore – assistenti sociali, periti, psicologi, avvocati, giudici ecc. – in materia è carente. Questa è anche l’esperienza di Aurora, che avrebbe avuto bisogno di trovarsi di fronte a personale dotato di professionalità e umanità. “Purtroppo, a volte mi è capitato di assistere all’arroganza di chi non era specializzato sulla questione ma aveva il compito di decidere per me, ledendo così anche la mia autodeterminazione”, ricorda con amarezza.
Sostenere la libertà delle donne
La Relazione della Commissione ha acceso un faro all’interno di istituzioni e tribunali per interpretare correttamente la violenza contro le donne nelle cause di separazione, per aumentare la consapevolezza sulla violenza istituzionale e per abbattere stereotipi e pregiudizi che portano a distorsioni giudiziarie.


Ma questa Relazione e l’auspicata attuazione della Convenzione di Istanbul secondo Aurora non bastano. Per ricevere il giusto sostengo, sarebbero necessarie reti di mutuo aiuto tra vittime. “Se qualcuna con la mia stessa esperienza mi avesse dato consigli, per me sarebbe stato molto utile”, spiega Aurora, che propone inoltre un questionario anonimo per permettere alle donne di valutare il lavoro dei servizi e delle istituzioni e proporre dei miglioramenti. Dar voce alle donne coinvolte significa anche tener conto della loro capacità di giudizio. Aurora non sempre ha seguito i consigli di chi la assisteva e ha avuto la forza di scegliere autonomamente. “Una donna ha bisogno di empatia, di informazioni corrette e di strumenti che la mettano in condizioni di poter agire in autonomia e decidere da sola.”

* nome di fantasia