Centaurus
Das Recht Eltern zu sein – und trans*
// Jenny Cazzola | Centaurus //
Trans* Elternschaft ist ein großes Tabu. Eine neue Broschüre will damit aufräumen.
Das Cover der Broschüre „Trans* con figlә, suggerimenti per (futurә) genitori trans* e loro alleatә, prima guida italiana sulla Transgenitorialità © Ari Rogielli
“Trans* con figlƏ: suggerimenti per (futurƏ) genitori trans* e loro alleatƏ. Prima guida italiana sulla Transgenitorialità” heißt die Broschüre, die am 18. März offiziell erschienen ist. Die erste in Italien, die trans* und nicht-binären Personen, die Eltern sind oder Eltern werden wollen, Tipps und Infos bietet. Herausgegeben wurde sie von Egon Botteghi, der selbst trans* und Vater zweier Kinder ist. Das Projekt baut auf einer deutschsprachigen Broschüre auf, die Kalle Hümpfner für den deutschen Bundesverband Trans* erstellt hat. Beide Broschüren sind kostenlos online erhältlich.
Zwei Jahre Arbeit
„Eineinhalb Jahre“, habe er für die deutsche Version gebraucht, erzählt der deutsche Autor Kalle Hümpfner, während der online-Vorstellung der Broschüre. „Fast zwei Jahre“, hätten die Arbeiten an der italienischen Version gebraucht, fügt Botteghi hinzu, denn man habe nicht nur den Text übersetzt, sondern auch an die rechtliche Situation von trans* Personen in Italien angepasst.
Zwangssterilisation
Und die ist etwas anders als in Deutschland. Denn in Italien sah das Gesetz bis 2015 noch vor, dass Personen, die sich einer Geschlechtsangleichung unterzogen, Uterus und Eierstöcke entfernt wurden. Eine Elternschaft war damit so gut wie ausgeschlossen. Und auch heute ist es für viele Menschen undenkbar, dass trans* und nicht-binäre Menschen Eltern sind.
Tipps für Eltern, werdende Eltern und Institutionen
Genau hier setzt die Broschüre an. Sie ist in mehrere Kapitel gegliedert. Das erste beschäftigt sich damit, wie Elternschaft in Italien gesetzlich geregelt ist. Kapitel zwei deckt Befruchtung, Kryokonservierung von genetischem Material und Schwangerschaft ab, richtet sich aber auch an ärztliches Personal, das selbst oft nicht gut über das Thema trans* Elternschaft Bescheid weiß. Kapitel drei richtet sich an Personen, die bereits vor ihrer Geschlechtsangleichung Eltern wurden und gibt Tipps, wie man sich vor den eigenen Kindern outet oder mit Institutionen umgeht. Das letzte Kapitel listet weitere Ressourcen und Netzwerke auf, bei denen Betroffene Hilfe und Ratschläge finden können. Abgerundet wird die Broschüre durch Erfahrungsberichte von trans* und nicht-binären Eltern in Deutschland, die bewusst so belassen wurden, da sie sehr eindrücklich schildern, mit welchen allgemeinen Problemen trans* Personen mit Kindern zu kämpfen haben.
Recht auf Elternschaft
„Unsere Geschlechtsidentität schließt Elternschaft nicht aus“, erzählt Laura Caruso, trans* Mutter und Moderatorin der Präsentation. „Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Wir haben das Recht Eltern zu sein und trans*.“Das Cover der deutschen Broschüre „Trans* mit Kind!“ © Bundesverband Trans* e.V.