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Couchgespräche: Zwischen Eiscreme & Jobportalen

// Kathinka Enderle //
An heißen Tagen wie diesen, an denen man es weder drinnen noch draußen aushält, versammelten sich Giulia, Chiara und ich auf der Couch auf dem Balkon. Mit verschiedenen Eissorten in der Hand und eisgekühlten Getränken vor uns diskutierten wir darüber, wie man seinen Weg in der Berufswelt findet und was es bedeutet, erfolgreich Entscheidungen zu treffen.
© Brooke Lark - unsplash
Vom Jobdschungel zur Berufung
Wir drei Mädels sehnten das Wochenende herbei wie eine Oase in der Wüste. Im Sommer bedeuteten unsere Tage Aufstehen in Herrgotts Früh, gefolgt von endlosen Meetings, Gesprächen, Deadlines und beruflichen Herausforderungen. Dieser Abend war daher die perfekte Flucht aus dem Alltag. Während Chiara und ich uns gegenseitig Urlaubsfotos zeigten, suchte Giulia nach Jobs für die Zeit nach dem Sommer und scrollte durch verschiedene Jobportale. Manchmal, wenn Giulia stark konzentriert ist, spricht sie mit sich selbst. So auch dieses Mal: „Zu wenig Verdienst, keine Möglichkeit für Remote-Work, mindestens zehn Jahre Berufserfahrung? Dann hätte ich als Kind anfangen müssen zu arbeiten.“ Chiara und ich schmunzelten vor uns hin. „Seid ihr euch eigentlich wirklich zu einhundert Prozent sicher über eure Berufswahl?“, fragte Chiara. „Ach, meine Berufswege fühlen sich eher an wie ein Try-and-Error“, antwortete Giulia, „ich bin mir an sich über meine Berufsentscheidung sicher, aber nicht über die Umsetzung in die Berufswelt. Ich versuche einfach, so viele Arbeitgeber*innen wie möglich durch Praktika auszuprobieren, um zu sehen, was mir gefällt. Dann entscheide ich mich irgendwann, welches Modell mir am besten zusagt – ob selbstständig, angestellt, Teil- oder Vollzeit. Da bin ich recht offen.“ „Mittlerweile bin ich mir wirklich sicher, welchen Beruf ich einschlagen möchte“, sagte ich recht nachdenklich, „mir fällt es eher schwer, mich zu entscheiden, welche meiner Interessen ich mit meiner Berufswahl kombinieren soll. Mich interessiert so viel…vom Schreiben bis hin zur Politik oder dem Recht – und alles ließe sich beruflich kombinieren. Eine Entscheidung zu treffen ist schwer.“
Unsicherheiten und Chancen
„Es gibt so viele Möglichkeiten“, sagte Giulia, während sie durch das Jobportal scrollte, „das Wichtigste ist, sich selbst zu kennen und herauszufinden, was einen wirklich glücklich macht. Es geht nicht nur darum, irgendeinen Job zu finden, sondern eine Berufung, in der man sich langfristig sieht und wirklich erfüllt fühlt.“ „Ich habe wirklich Angst, eines Tages zu den Menschen zu gehören, die nur noch das Wochenende herbeisehnen und den Montag fürchten“, gestand Chiara, „eine Berufung zu finden, klingt großartig, aber es gibt sicher viele, die nicht wissen, was sie glücklich macht.“ „Es ist völlig normal, unsicher zu sein“, sagte ich ihr beruhigend, „die Zukunft ist ungewiss, und wir müssen lernen, mit dieser Unsicherheit umzugehen. Oft hilft es, verschiedene Dinge auszuprobieren, egal in welchem Alter. So kann man herausfinden, was einem liegt und was nicht. Eine Entscheidung muss nicht immer endgültig sein. Man kann sich von einem Weg trennen und einen neuen einschlagen. Durch diese Erfahrungen lernt man mehr über sich selbst und entdeckt, was sich richtig anfühlt. Und keine Entscheidung ist in Stein gemeißelt – man kann seinen Weg immer wieder neugestalten.“
Berufswahl im Spannungsfeld der Erwartungen
„Aber was ist mit den Erwartungen der Eltern, Freunden oder der Gesellschaft? Ich erinnere mich noch an meinen Großvater, der von meinem früheren Berufswunsch überhaupt nicht begeistert war. Ich fühlte mich stark unter Druck gesetzt, eine gesellschaftlich akzeptierte Karriere zu wählen – oft auch mit dem zusätzlichen Druck, als Frau bestimmte Erwartungen zu erfüllen“, erzählte Giulia. „Das kenne ich nur zu gut“, sagte Chiara verständnisvoll, „meine Familie hätte mich auch lieber in einem anderen Berufsfeld gesehen. Es war schwierig zu erklären, warum ich Architektur so sehr mag und dennoch – oder gerade deshalb – meinen eigenen Weg gehen will. Am Ende ist es unser Leben, und wir müssen mit unseren Entscheidungen leben.“ „Es ist auch wichtig, sich von dem Gedanken zu lösen, dass jede Entscheidung oder jeder Weg perfekt sein muss“, fügte ich hinzu. „Das Leben ist nicht perfekt. Fehlschläge oder Fehlentscheidungen gehören dazu, auch in der Berufswahl, aber sie bieten eine Chance zu wachsen. Manchmal lernt man durch Fehler mehr als durch Erfolge.“
Erfolg neu definiert
„Was ist Erfolg eigentlich? Es erfolgt etwas: gut oder schlecht. Es kommt darauf an, was wir daraus machen, oder?“, fragte Giulia nachdenklich. „Für mich ist Erfolg, wenn ich abends ins Bett gehe und weiß, dass ich etwas Sinnvolles und Gutes getan habe – sowohl beruflich als auch privat“, erklärte ich, „es ist wichtig, dass ich dabei glücklich bin.“ „Erfolg bedeutet für mich auch, eine gute Balance im Leben zu finden“, ergänzt Chiara, „ein toller Job nützt nichts, wenn ich keine Zeit für mich selbst, meine Liebsten und meine eigenen Interessen habe.“ „Ich glaube, ich muss mir noch genauer überlegen, was Erfolg für mich bedeutet“, sagt Giulia lächelnd. „Aber es hilft auf jeden Fall, eure Perspektiven zu hören.“
Zusammen sind wir stark
„Das Leben ist eine Reise, auf der wir uns gegenseitig unterstützen können. Beruf, Liebe, Freizeit, Freundschaft – unsere Entscheidungen können wir gemeinsam begleiten und uns im Notfall helfen“, sage ich an beide gerichtet. „Genau. Ein starkes Netzwerk ist wichtig, das einen unterstützt und inspiriert. Diese Gespräche geben mir Mut, und ich bin froh, dass ich mit euch so ein Netzwerk habe“, wurde Giulia sentimental. „Ich weiß, selbst wenn meine Angst eintritt und ich tatsächlich irgendwann nur noch das Wochenende herbeisehne und mich vor dem Montag fürchte, werdet ihr mir helfen, aus diesem Kreislauf herauszukommen – oder gar nicht erst hineinzugeraten.“

Sei servita - Das Bild der Frau in der Werbung

Kleidungszauber oder Klischeefalle? Werbestrategien im Test

// Kathinka Enderle //
Perwolls neue Werbekampagne wirkt wie ein Bild aus vergangenen Zeiten, in denen Geschlechterrollen starr und wenig hinterfragt waren. Die Werbung zeigt eine Frau in auffälligem Rot, die durch die Stadt tanzt und wie durch Zauberhand Kleidungs­stücken, einschließlich der des Mannes und einer Frau of Color, wieder Farbe verleiht. Doch genau diese Darstellung offenbart problematische Unterscheidungen und wirft ernste Fragen auf.
© Adobe Stock
Die Frau als Wächterin der Wäschepflege
Richtet man sich nach dem Frauenbild der Werbung ist die Frau die alleinige Verantwortliche für die Wäschepflege. Der Mann wird passiv und hilflos dargestellt, wenn es um seine eigene Kleidung geht. Dieses Bild spiegelt nicht nur eine ungleiche Verteilung der Verantwortung und zeitgleich ein veraltetes Bild wider, sondern unterstreicht auch ein Klischee, das Frauen auf die Rolle der Hausarbeit beschränkt. Es wirkt fast so, als wäre das Wäschewaschen nicht nur frauenspezifisch, sondern auch eine „magische“ Aufgabe, die ausschließlich Frauen meistern können. Sind Männer etwa nicht in der Lage, ihre eigene Wäsche zu waschen? Ist Wäsche nur Frauensache?
Die weiße Frau als Retterin
Die Werbung wird noch problematischer, wenn eine Frau of Color gezeigt wird, deren Kleidung ebenfalls nur durch die Berührung der weißen Frau wieder Farbe erhält. Es stellt sich die Frage: Braucht die Frau of Color eine weiße Frau, die ihr hilft? Solche Szenen sind paternalistisch und tief in kulturellen Stereotypen verwurzelt. Sie implizieren, dass People of Color auf die Unterstützung und Anleitung von weißen Personen angewiesen sind – ein bedenklicher Rückfall in eine Zeit, als solche Darstellungen selten hinterfragt wurden.
Mit „True Colors“ zum Fortschritt
Im Gegensatz dazu setzt Persil mit der Kampagne „True Colors“ ein modernes Zeichen für Gleichstellung und Partnerschaft. Die Werbung zeigt eine Frau, die das Haus verlässt, um ihren Tag zu genießen, während ihr Partner sich aktiv um die Hausarbeit kümmert. Er übernimmt sowohl die Betreuung des Babys als auch die Wäsche und bricht damit traditionelle Geschlechterrollen. Der Mann wird als gleichwertiger Partner gezeigt, der ebenso Verantwortung übernimmt und den Haushalt mitgestaltet. Das Motto „Weil du immer dein Bestes gibst“ betont, dass die Bemühungen der Frau nicht nur anerkannt, sondern auch unterstützt werden. Die Werbung verdeutlicht, dass Wäschepflege und Familienaufgaben nicht nur Frauensache sind, sondern dass beide Partner in einer Beziehung sich gegenseitig unterstützen und entlasten können.
Ein Schritt zurück in die Vergangenheit oder ein Blick in die Zukunft?
Im Gegensatz zu Persil ist Perwolls Werbung eine modern verpackte Rückkehr zu traditionellen Rollenbildern. Sie verstärkt überholte Geschlechterklischees und stützt sich auf kulturelle Stereotypen, indem sie Frauen die alleinige Verantwortung für die Wäsche überträgt. Persil hingegen zeigt, wie Werbung als Werkzeug für Fortschritt und Gleichstellung genutzt werden kann. Es stellt sich die Frage: Sollte Werbung nicht mehr sein als nur ein Produktverkaufsinstrument, sondern auch ein Spiegelbild der Werte und Fortschritte unserer Gesellschaft?