Young

Ein Roman namens Leben

// Kathinka Enderle //
Es gibt Menschen, die das Leben wie eine To-do-Liste sehen. Und es gibt Menschen, die es wie eine Geschichte betrachten – voller Kapitel, Wendungen, Figuren und Möglichkeiten. Andrea Grum gehört zu den Letzteren. Sie ist eine Träumerin, die ihre Fantasie nicht nur im Kopf behält, sondern sie ins Leben übersetzt. Ihre Geschichte beginnt mit Büchern und führt zu einem neuen Kapitel voller Freundschaften, Mut und dem Wunsch, dass jeder Mensch seinen eigenen Traum leben darf.
Andrea Grum © Stephan Magh

Ein Buch, ein Handy, eine Idee
„Als ich mit Social Media angefangen habe, war es gar nicht das Ziel, etwas erreichen zu wollen, sondern ich hatte einfach eine Leidenschaft. Und die Leidenschaft war eben das Lesen.“ Für Andrea war das der Ausgangspunkt, der erste Satz ihres eigenen Romans. Denn in Büchern fand sie immer schon etwas, das sie in der Realität vermisste: Abenteuer, Wärme, Gespräche, die Tiefe haben. Doch niemand in ihrem Umfeld teilte diese Begeisterung. „Vor ein paar Jahren war das Lesen und Hobbylesen noch gar nicht so weit verbreitet wie es jetzt ist. Ich konnte mich mit niemandem austauschen.“ Also erschuf sie sich ihre eigene Welt: Ein TikTok-Account, einige Videos über ihre Lieblingsbücher – und plötzlich war sie nicht mehr allein, sondern hatte eine wachsende Community, mit der sie ihre Leidenschaft teilen konnte. „Für mich ist es das größte Kompliment, wenn jemand mein Lieblingsbuch liest und mir dann sagt, dass man es genauso toll fand.“

Wo Mut Menschen verbindet
Anfangs wurde Andrea belächelt: „Natürlich gab es dann Leute aus meinem Umfeld, die meine Videos rumgeschickt haben und sich quasi drüber lustig gemacht haben. Das sind aber Leute, die sich niemals selbst trauen würden, sich im Internet zu zeigen.“ Andrea aber blieb bei ihrer Leidenschaft. Sie wusste: Jede gute Geschichte beginnt mit einer Figur, die den Mut hat, sich zu zeigen. Mit der Zeit wuchs aus der digitalen Bühne ein echter Raum. „Ich habe ein Video gepostet, in dem ich reingeschrieben habe, dass ich gerne einen Buchclub eröffnen möchte, mit Mädls aus dem Raum München und Augsburg.“ Mehr als hundert Frauen meldeten sich und wollten Teil derselben Geschichte werden. Heute ist der Buchclub für Andrea ein lebendiges Kapitel voller Nähe. „Wir haben unglaublich interessante Diskussionen. Wenn wir uns treffen, dann geht es, ja, es geht um Bücher, aber es geht auch um so, so viel mehr. Es geht ums Frau-Sein. Und um jedes erdenkliche Thema.“ Manchmal ist es nicht nur die Literatur, die sie verbindet, sondern das Leben selbst. „Es gab auch schon Situationen, in denen Personen in der Gruppe einen nicht so guten Tag hatten. Dann haben wir zum Beispiel Blumen gekauft oder ein Buch geschickt, um sie aufzuheitern.” Worte können Brücken schlagen – und manchmal können es auch kleine Gesten.

Aus Ausgrenzung wächst Identität
Doch auch Andreas Geschichte ist nicht nur leicht. In ihr gibt es dunkle Passagen, voller Schmerz und schlechten Erfahrungen. „Tatsächlich habe ich sehr viel Rassismus erlebt… obwohl ich eigentlich der Meinung bin, dass ich gar nicht thailändisch oder asiatisch aussehe. Aber sobald Leute mitbekommen haben, dass ich Halbthailänderin bin, war das richtig blöd.“ Es sind Sätze aus der Schulzeit, die als Narben geblieben sind: „Wie oft die Jungs gesagt haben: ‚Und, isst du schon wieder Hunde und Katzen?‘ Oder: ‚Deine Mutter ist Thailänderin, bestimmt war sie Prostituierte.‘ Das war für mich unglaublich schlimm.“ Besonders tief brannte sich eine Erinnerung ein: „Mir hat es so oft das Herz gebrochen, zu sehen, wie meine Mutter einfach weint, weil sie so frustriert war. Und irgendwann hat sie mich gefragt, ob ich mich dafür schäme, dass sie aus Thailand kommt. Und das tue ich überhaupt nicht. Ich bin super stolz auf meine Wurzeln.“

Ein Roman gegen Klischees
Andrea tat schlussendlich das, was sie immer tut: Sie verwandelte Schmerz in Stärke. „Ich habe durch diese ganzen negativen Erfahrungen einfach nach dem Guten gesucht, habe das Gute gefunden und das genutzt, um jetzt die Person zu sein, die ich bin.“ Aus den Scherben formte sie Bilder, aus den Wunden neue Worte. Heute schreibt sie selbst – einen Roman, in dem Thailand kein Klischee ist, sondern Kultur, Familie, Liebe. „Ich schreibe gerade an einem Buch, in dem Thailand repräsentiert wird: die Kultur, die Menschen, aber auch die Vorurteile. Ich verpacke das natürlich alles in einen Romance Novel, denn wer wäre ich, wenn mein Debütroman keine Romantik beinhalten würde? Die Menschen in meinem Leben wissen, ich bin super romantisch und manchmal auch extrem kitischig, aber ich liebe einfach die Liebe. Und das alles umzusetzen ist gerade mein Ziel.”

Das Leben als Bühne der Möglichkeiten
Für Andrea ist das Leben selbst wie ein Buch. Manchmal kitschig, manchmal schmerzhaft, aber immer wert, erzählt zu werden. „Ich möchte, dass mein Leben sich anfühlt wie ein Film oder wie in Büchern, weil ich nicht finde, dass das unrealistisch ist.“ Sie glaubt daran, dass jeder Meilenstein gefeiert werden sollte – egal, wie klein er scheint. Denn auch Bücher oder Filme brauchen Inspiration aus dem echten Leben. Für junge Mädchen, die noch zögern ihren eigenen Weg zu gehen, findet sie klare Worte: „Just go for it. Es sollte einen nichts aufhalten. Geh deinen Weg, und mach dir überhaupt keine Gedanken, was andere über dich denken könnten. Es wird immer Leute geben, die sich über dich lustig machen. Aber irgendwann merken sie, dass du es trotzdem erreicht hast.“ Auch Andrea weiß, was sie will. „Ich würde gerne meinen Roman veröffentlichen. Und ich würde auch gerne wollen, dass es mindestens zwei Personen gibt, die diesen Roman auch richtig toll finden. Ich habe außerdem unglaublich viel Spaß daran, Events zu organisieren. Ich möchte, dass Menschen Freude haben – und das bringt mir wiederum auch Freude.“

Das Herz schreibt mit
Andrea Grum ist eine Frau, die ihr Leben schreibt wie andere eine Geschichte. Sie kennt die Dunkelheit, aber sie entscheidet sich für das Licht. Sie ist Träumerin und Realistin zugleich, jemand, der aus Leidenschaft Gemeinschaft formt, aus Schmerz Mut schöpft und aus Sehnsucht ein Zuhause baut. Ihr Lebensmotto klingt wie eine Widmung, die über allem steht: Alles wird besser – wenn du dich traust, deine Träume zu verfolgen.

Club per soli uomini

In prima linea dietro il boccale

// Linda Albanese //
Questa volta la rubrica parla di donne, precisamente delle cameriere, che un po’ per tradizione e un po’ per stereotipi di genere, reggono il peso — letteralmente — di un grande evento come l’Oktoberfest. Perché il lavoro di queste cameriere è un mix di impegno fisico, spirito di squadra e sfide quotidiane affinché il loro ruolo venga rispettato.
© pixabay
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Sono protagoniste silenziose di una delle feste più iconiche al mondo, affrontando turni estenuanti per garantire che l’evento resti memorabile. Motivi economici e pratici giocano un ruolo: molte giovani donne scelgono di lavorare all’Oktoberfest per i salari extra, l’esperienza sociale e la possibilità di far parte di un evento di fama mondiale. Spesso il lavoro richiede resistenza fisica e sorriso costante — qualità che la tradizione ha associato al genere femminile. Gli uomini, invece, sono presenti ma più spesso in ruoli di supporto logistico o nella gestione della birreria, meno visibili rispetto alle cameriere in dirndl che girano tra i tavoli con boccali pesanti. Questa divisione riflette un fenomeno più ampio: il lavoro di servizio è ancora oggi profondamente segnato da stereotipi di genere, anche in contesti festivi. Oltre a portare boccali e sorrisi, queste donne si confrontano con la necessità di ottenere rispetto e condizioni di lavoro dignitose. In contesti ad alta pressione come l’Oktoberfest, le sfide diventano più intense. Il rumore, l’alcol e la confusione rendono più difficile mantenere un ambiente sicuro. Ma il problema non è limitato a grandi eventi: anche nelle caffetterie di quartiere, nei ristoranti o nei bar, molte cameriere vivono giornalmente esperienze simili: molestie verbali, tocchi non richiesti, sguardi invadenti sono una realtà che si ripete ovunque. Interagire con la clientela è parte della professione, ma quando la convivialità sfocia in mancanza di rispetto, il confine viene violato. Le avances verbali indesiderate, i commenti sessisti o le battute sgradevoli non sono purtroppo un’eccezione. Spesso le lavoratrici devono gestire queste situazioni da sole, mentre continuano a servire con il sorriso. Non è solo una questione di educazione: è una questione di sicurezza e di rispetto del lavoro. Campagne come #MeToo hanno acceso i riflettori su queste dinamiche, spingendo molte lavoratrici a parlare. Ma la strada è ancora lunga: denunciare resta difficile, i protocolli spesso insufficienti e la cultura del rispetto ancora fragile. Le sfide quotidiane delle cameriere ci ricordano che la tutela delle lavoratrici non è solo un tema di sicurezza individuale, ma di giustizia sociale. Un ambiente di lavoro sicuro è un diritto.