Around the World

Spanien verbietet Belästigung von Frauen, die abtreiben

// Ingrid Kapeller //
Spanien verbietet die Belästigung von Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen. © gaelx / flickr.com


Spanien hat am 6. April ein Gesetz verabschiedet, das die Belästigung oder Einschüchterung von Frauen vor Abtreibungskliniken durch Aktivist*innen verbietet. Aktionen wie jene von der „Bewegung für das Leben“ wären in Südtirol demnach nicht mehr möglich. In Spanien werden Frauen, die eine Abtreibung vornehmen, nun durch das Gesetz vor Abtreibungsgegner*innen geschützt, welche versuchen Frauen durch Beleidigungen und Beschimpfungen unter Druck zu setzen und dadurch von einer Abtreibung abzuhalten. Im spanischen Gesetzestext wird festgehalten, dass jede*r, die*der versucht, eine Frau durch „belästigende, beleidigende, einschüchternde oder drohende Handlungen“ daran zu hindern, ihr Recht auf freiwilligen Schwangerschaftsabbruch wahrzunehmen, mit einer Gefängnisstrafe zwischen drei und zwölf Monaten rechnen muss. Die Maßnahme wurde von der sozialistischen Partei von Premierminister Pedro Sánchez vorgeschlagen.

Frauen im Journalismus

Das Journalismusfest Innsbruck aus Frauensicht

// Bettina Conci //
Qualitativ hochwertiger Journalismus ist in unserer komplexen Welt immer wichtiger. Für die (Weiter-)Entwicklung von Demokratien und die Wissensproduktion, aber auch für die tägliche Orientierung und das Voranbringen feministischer Themen sind die sachkundigen Analysen und fundierten Recherchen der Journalist*innen aller Medien unabdingbar. Weibliche Perspektiven und Sichtbarkeit von Frauen im Journalismus sind außerdem erste wichtige Schritte in Richtung größere Sichtbarkeit von Themen, die uns betreffen.
Die Bühne gehörte den Frauen beim Thema Fußball. © ëres/Bettina Conci
Auf dem ersten Journalismusfest Innsbrucks, das vom 13. bis 15. Mai dieses Jahres stattfand, kamen 112 Vortragende aus verschiedenen Regionen der Welt mit ihrer spezifischen Expertise zu Wort, nahmen Stellung zu aktuell drängenden Fragestellungen, debattierten miteinander und kamen mit Wissenschaftler*innen, NGO-Vertreter*innen und mit dem Publikum ins Gespräch. Von diesen 112 Mitwirkenden waren 58 Frauen.
Diskussionen, Filme, Ausstellungen, Vorträge, Buchvorstellungen, Audiofeatures und vieles mehr öffneten das „Fenster für die komplexe Gegenwart, in der wir leben“, wie es die Veranstalter (ein gemeinnütziger Verein zur Stärkung von Qualitätsjournalismus, Informationsfreiheit und Demokratie) treffend formulieren.
Hoher weiblicher Besucheranteil
Auch beim Besuch der einzelnen Vorträge und Diskussionen fiel das ausgewogene, wenn nicht gar umgekehrte Geschlechterverhältnis (im Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen in anderen Sparten) auf. Wir von ëres konnten zwar nicht überall dabei sein, waren aber durchaus angetan von den Themen und der Begeisterung, mit denen die geladenen Gäste und das Publikum sich ihnen widmeten, und nicht zuletzt vom weiblichen Besucheranteil. Dieser lag bei Vorträgen wie etwa dem von Sheila Mysorekar zu Rassismus in der medialen Berichterstattung bei ungefähr 90 Prozent und bei einem der Publikumsmagneten, dem Thema Fußball, wo mit Khalida Popal am Freitag ein wahrer Stargast zu Besuch war (am Samstag musste sie auch schon weiter nach Washington, um im Weißen Haus einen Preis entgegenzunehmen) und am Samstag Sportjournalistin Alina Schwermer mit Haifa Tlili und Johanna Small über die feministische Transformation im Frauenfußball diskutierte, bei 50 Prozent.

Die „Internationalen Tage der Information“, so der Alternativtitel des Innsbrucker Events, hat seine Wurzeln in der italienischen Stadt Ferrara, wo seit 2007 ein vom italienischen Wochenmagazin Internazionale organisiertes Festival für Journalist*innen und Wissensvermittler*innen aller Sparten stattfindet. Vom 30. September bis zum 2. Oktober 2022 findet die diesjährige Ausgabe der italienischen „Patin“ statt. Die Aufstellung der Vortragenden ist noch nicht vollständig, derzeit listet die Webseite 23 Mitwirkende – von denen auch wieder 12 weiblich sind. Hier sind also keine Unterschiede zwischen Italien und Österreich festzustellen. Aber wie sieht es mit der Geschlechterverteilung in der Berufssparte der Journalisten, mit den Arbeitsbedingungen und den Perspektiven allgemein aus?
Frauen im Journalismus: jünger und besser ausgebildet als männliche Kollegen
Der österreichische „Journalisten-Report“, die empirische Erhebung über Österreichs Medien und ihre Macher, konstatierte 2020 eine ziemlich ausgewogene Geschlechterverteilung (47 Prozent Frauen gegen 53 Prozent Männer), stellt allerdings fest: „Frauen im Journalismus sind jünger und besser ausgebildet als ihre männlichen Kollegen, verdienen aber weniger.“ In Italien ist das Geschlechterverhältnis laut einer Untersuchung von 2018 ähnlich (42 Prozent vs. 58 Prozent), und die italienische Aufsichtsbehörde für das Kommunikationswesen AGCOM stellt vor allem eine generelle Überalterung in dieser Berufssparte sowie den statistisch dem allgemeinen Durchschnitt entsprechenden Gender Pay Gap fest.
Während Journalist*innen in Italien vor allem gegen prekäre Arbeitsbedingungen kämpfen, die es ihnen erschweren, ihrer Arbeit nachzugehen, kämpfen Journalist*innen in beiden Ländern noch gegen ein anderes Gespenst: Im Pressefreiheits-Ranking, das am 3. Mai 2022 zum 20. Mal von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ herausgegeben wurde, landeten beide Staaten auf den billigen Plätzen, Österreich von Platz 17 im Vorjahr auf 31, Italien von 41 auf 58.
Prekäre Journalist*innen, prekäre Pressefreiheit
Zurück zum Thema Frauen: Am Rande angesprochen wurde das Thema Frauen im Beitrag von Sheila Mysorekar, die in Innsbruck über „Medien und schwarze Perspektiven“ referierte. Die Journalistin und Vorsitzende des Netzwerks neue deutsche organisationen richtete den Appell an die Redaktionen, das Thema Diversität ernst zu nehmen und sich zu bemühen, Leute zu rekrutieren, die Mehrdimensionalität bringen. Als Good-practice-Beispiel führte sie die BBC an, die mit dem Programm 50:50 The Equality Project ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in den Redaktionen innerhalb 2022 anstrebt – durch statistische Erhebungen, Einzelprojekte und konstantes Monitoring nicht nur der Beschäftigten, sondern auch der Anzahl interviewter Frauen, der Protagonistinnen in den Beiträgen usw.
So lobenswert die Frauenbeteiligung beim Journalismusfest am Rednerpult und im Publikum war, so dünn gesät waren die Themen, die sich mit den „Frauen im Journalismus“ und den Problemen, denen sie sich stellen müssen, befassten. Auch der Lokaljournalismus kam nach Meinung einiger Kommentatoren zu kurz. Gerade aus Südtiroler Perspektive zwei wichtige Punkte, wie wir finden. Vielleicht findet sich ja für die nächste Ausgabe ein Plätzchen.
Das Datum für das nächste Journalismusfest steht übrigens schon: vom 12. bis zum 14. Mai 2023 steht Innsbruck wieder ganz im Zeichen der Information.
Journalismusfest-Co-Organisator Benedikt Sauer (RAI Südtirol) im Gespräch mit Chiara Nielsen, Vizedirektorin des Wochenmagazins Internazionale. © ëres/Bettina Conci