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SEX. Die wahre GeschichtE
// Sarah Trevisiol //
von Christopher Ryan, Cacilda Jethá

© Klett-Cott
Dieses Buch stellt so ziemlich alles infrage, was die westlichen Gesellschaften bislang über Partnerschaft, Ehe und Gesellschaft geglaubt haben. Die Psychiaterin Cacilda Jethá und der Psychologe Christopher Ryan verdeutlichen anhand von zahlreichen wissenschaftlichen Studien, dass Monogamie keinesfalls von der Natur vorgegeben ist. Die Veranlagung zur Monogamie, die Darwin und nach ihm viele Evolutionsbiologen feststellten, ist eine weit verbreitete falsche Grundannahme, ein „Standardnarrativ“ das nicht auf prähistorische Gesellschaften zutrifft. Diese lebten nämlich in Kleingruppen von kooperierenden Jägern*innen und Sammler*innen, die alles teilten: Futter, Unterkunft, Kinderfürsorge und auch Sexualität. Ritualisierter Sex habe dazu gehört und sei keineswegs negativ besetzt gewesen, sondern wie bei den Bonobo-Affen, zur friedlichen Überwindung von sozialer Spannung, eingesetzt worden. Geteilte Vaterschaften hätten für sozialen Frieden, genetische Vielfalt und Gesundheit gesorgt. Mit den Agrargesellschaften kam es zum radikalen Umbruch, als Menschen plötzlich begannen Besitz zu akkumulieren, zu konkurrieren anstatt zu kooperieren, Kriege gegen Nachbarn auszutragen und Frauen als Besitz der männlichen Dominanz anzusehen. Agrargesellschaften haben den Boden bereitet für monogame Partnerschaftsmodelle, die heute noch viele Gesellschaften durchdringen – mit all ihren Begleiterscheinungen: besitzergreifende Eifersucht, Geschlechterungleichheiten, sexuelle Frustration, Fremdgehen und Scheidungskinder.