Barrierefreier Tourismus in Südtirol

Herausforderung und Chance zugleich

// Heidi Ulm //
Der regnerische Mai ist vorbei, die sommerlichen Temperaturen sind nun hoffentlich auch in Südtirol zu spüren und die Sonne gibt den Serotoninkick. Der Sommer und die damit verbundene Reiselust ist wohl bei jeder und jedem angekommen. Doch nicht für alle ist Reisen eine selbstverständliche Freizeitaktivität.
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Für Menschen mit Behinderung bedeutet Reisen meistens viel Planung, Flexibilität, Geduld und Verzicht. Doch wie barrierefrei ist das Reisen in Südtirol? Eine Bestandsaufnahme von mehreren Selbstbetroffenen und meiner Wenigkeit (einer Frau mit einem Arm).
Die Öffis – eine dualistische Situation
Barrierefreies Reisen, falls nicht mit dem Privatfahrzeug, erfordert als allerersten Schritt barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel. Die Situation in Südtirol weist mehrere Schwachstellen auf. Es gibt zwar die neueren Züge ohne Treppen, Niederflurzüge genannt, jedoch stellen die Höhendifferenzen zwischen Bahnsteigen und Zugeinstiegen an verschiedenen Bahnhöfen für Rollstuhlfahrer*innen ein Hindernis dar.
Dabei muss aber auch zwischen Handrollstuhl und elektrischer Rollstuhl unterschieden werden, wobei letzterer nicht nur mal kurz mit Kraft über ein Hindernis getragen werden kann.
Die Brennerbahnlinie verläuft vom Brenner bis nach Salurn und hat einige Haltestellen, die nur bedingt oder mit Hilfestellung zugänglich sind, darunter der Bahnhof Brenner und der Bahnhof Bozen. Rollstuhlfahrer*innen beklagen, dass sie nicht mit dem Zug nach Österreich fahren können, weil ein Umsteigen unmöglich ist. Ähnliche Probleme gibt es auch am Bahnhof von Bozen. Für eine Landeshauptstadt ist das eine schwache Leistung, wobei gerade (Mai 2023) durch das Anbringen von Treppenliften entgegengewirkt wird.
Für Fahrgäste mit Behinderungen gibt es an den meisten nicht zugänglichen Bahnhöfen einen Reiseassistenzdienst (Sala blu), der über mobile Hebebühnen verfügt und mindestens 24 Stunden vor Reiseantritt über den Italienischen Schienennetzbetreiber RFI gebucht werden kann. Dieser Dienst ist wichtig, löst jedoch nicht das grundlegende Problem und hat mit flexiblem, selbstbestimmtem Reisen wenig gemeinsam. Es gibt jedoch positive Beispiele wie die Bahnhöfe von Klausen, Waidbruck/Lajen, Leifers und Auer, die eine gute Barrierefreiheit und einen komfortablen höhengleichen Einstieg bieten.
Auch die eingleisige Bahnlinie Meran-Bozen weist Hindernisse auf, weil die Bahnhöfe von Terlan und Bozen keinen barrierefreien Einstieg ermöglichen. Hier sollen jedoch Modernisierungsarbeiten stattfinden.
Der Vinschgerzug zwischen Meran und Mals bietet immer einen stufenfreien Eingang, wobei der Abstand zwischen Wagon und Bahnsteig auf ein technisch machbares Minimum reduziert wurde. Das noch bessere Bild gibt die Pustertalbahn ab, die fast gänzlich barrierefrei ist. Einzig der Bahnhof von Innichen besitzt noch keine höhengleiche Einstiegsplattform. Die Toilette an Bord ist gut zugänglich und für eine selbstständige Benützung (falls physisch möglich) gewährleistet.
Die vielen Probleme in Bussen
Nicht nur Treppen stellen Barrieren dar, sondern auch fehlende visuelle und/oder akustische (Haltestellen)Durchsagen für Menschen mit einer Seh- oder Hörbehinderung. Falls es sich um einen Niederflurzug handelt, funktionieren diese Durchsagen gut. Was aber ein Problem darstellt, sind kurzfristige Durchsagen am Bahnhof, die teilweise vergessen werden schriftlich anzuzeigen.
Die Durchsagen stellen aber in Bussen ein enormes Problem dar. Vor allem die Überlandbusse, aber auch Stadtbusse haben oft keine visuelle und/oder akustische Durchsage der Haltestellen. Ein Glücksspiel also, ob die Durchsage funktioniert oder nicht.
Fehlende oder defekte Rampen sind ein weiteres großes Problem. Auch die Bushaltestellen sind nicht immer barrierefrei, so fehlt häufig die Überdachung für Rollstuhlfahrer*innen, die somit wortwörtlich „im Regen stehengelassen“ werden. Zurzeit nehmen viele Betroffene deshalb lieber das Privatfahrzeug.
Dagegen sind die meisten Seilbahnen barrierefrei und ermöglichen eine schnelle und komfortable Fahrt. Ein gutes Beispiel ist die Rittner Seilbahn, die sogar Platz für mehrere Rollstühle (oder Kinderwägen) hat.
Übrigens kann jede*r solche nicht barrierefreien Begebenheiten beispielsweise der Antidiskriminierungsstelle oder dem technischen Büro des Landesamtes für Menschen mit Behinderungen melden.
Männer und ihr Vorteil bei barrierefreien Toiletten
Eine barrierefreie Toilette ist mehr als nur ein extra großer Raum mit einem „Rollstuhlsymbol“ an der Tür. Hier kommt das Thema Geschlecht zum Zuge. Während bei männlichen Rollstuhlfahrern, die auf Hilfe angewiesen sind, eine Urinflasche angelegt werden kann, ist das kleine Geschäft bei Rollstuhlfahrerinnen alles andere als klein und schnell erledigt. Meistens sind mehrere Menschen erforderlich, um die Person vom Rollstuhl auf die Toilette zu tragen. Das Ausmaß und die Art der Unterstützung ist jedoch individuell aufzufassen. Ein wahrlich barrierefreies WC sollte daher auch über einen Hebekran und eine Liegefläche verfügen. Zudem sollte der Seifenspender einarmig zu bedienen sein. Diese Aspekte werden oft übersehen, aber ich als jemand mit nur einem Arm erlebe letztere Barriere hautnah. Die Schaffung einer solchen Toilette in jeder Stadt wäre doch mal ein innovatives Projekt für Südtirol.
Das Reiseportal „Südtirol für alle“
Barrierefreies Reisen beinhaltet nicht nur den Abbau von architektonischen Barrieren, sondern umfasst viele weitere Aspekte. Dazu gehören Kulturangebote in leichter Sprache oder in Gebärdensprache, digitale Speisekarten, Wandern oder Sportarten auszuüben ohne Hindernisse und ein geschultes Personal. Wo können Menschen in Südtirol solche Informationen finden?
Es gibt das Reiseportal „Südtirol für alle“ von der Sozialgenossenschaft Independent. Dort werden barrierefreie Hotels, Restaurants, Museen und Sehenswürdigkeiten, Seilbahnen, Schwimmbäder sowie Wanderungen in Südtirol beschrieben und mit Fotos dokumentiert. Die Barrierefreiheit wird mit einem Smileysystem bewertet (5 Smileys =das Beste), sodass Benutzer*innen einen schnellen Überblick erhalten. Die Suche nach Unterkünften etc. kann durch wählbare Optionen wie Aufzüge, glutenfreies Essen oder Schwimmbadlifter verfeinert werden. Die Webseite ist auch in Leichter Sprache verfügbar. Zusätzlich gibt es den Wanderführer „Barrierefreies Naturerlebnis für alle“, der geprüfte Wanderungen mit detaillierten Angaben zu Barrierefreiheit beschreibt.
Versteckte Herausforderungen beim Reisen mit Behinderung
Reisen mit Behinderung bedeutet oft zusätzliche Kosten, beispielsweise für das Fahren mit dem Privatfahrzeug oder die Begleitung einer persönlichen Assistenzperson. Menschen mit Behinderungen haben meistens schon weniger Einkommen und müssen sich ungewollt einen teureren Urlaub leisten können. Auch haben manche Menschen mit Behinderung aufgrund von Therapieaufenthalten keine Zeit auf einen Entspannungsurlaub oder haben keine Begleitpersonen, sodass sie nur die Möglichkeit haben, an gemeinsam organisierten Gruppenreisen mit anderen Betroffenen teilzunehmen. Obwohl dies Spaß machen kann, sind es dennoch Einschränkungen, mit denen viele Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind.

Barrierefreiheit ist nicht nur für Menschen mit Behinderungen wichtig, sondern erleichtert auch das Leben für Eltern mit Kleinkindern, Senior*innen und Menschen mit vorübergehender Behinderung (z.B. gebrochener Fuß). Es ist an der Zeit eine 360-Grad-Barrierefreiheit mit Selbstbetroffenen als Expert*innen umzusetzen, um eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können.
Logo von „Südtirol für alle“ © independent L.

cistite.info

Corpi femminili in viaggio, verso la guarigione

// Cristina Pelagatti | Centaurus //
Un gruppo di donne si incammina in un percorso di divulgazione, per aiutare altre donne a conoscere il proprio corpo e le patologie del pavimento pelvico che sono tante, diverse e debilitanti e spesso non vengono diagnosticate per tempo o derubricate in modo superficiale a cistite o candida.
In foto Rosanna Piancone, fondatrice del forum Cistite.info e presidentessa Aps Cistite.info © ëres/Cristina Pelagatti
Un amo lanciato online, per disperazione, agganciato da donne che non aspettavano altro che riconoscersi in altre “sorelle di dolore”: comincia così il viaggio terapeutico collettivo di “cistite.info”, il primo sito italiano a trattare di patologie del pavimento pelvico. Il cammino di “cistite.info” parte da Bolzano, da Rosanna Piancone, infermiera professionale che comincia a soffrire di cistiti ricorrenti nel 2000. “Vivo anni di cicli di antibiotici, senza arrivare ad una soluzione, nonostante esami, visite con specialisti e dolori atroci. Su un forum di salute ci troviamo in tante sotto la sezione 'cistite non ne posso più' e decidiamo di dividerci in gruppi, ogni gruppo prova una delle terapie proposte dai medici, chi l’antibiotico, chi la fitoterapia, chi la psicoterapia, chi il D-mannosio. Dei vari gruppi solo quello che utilizza il D-Mannosio, allora non presente Italia, sembra avere benefici senza recidive. Da lì comincia un nuovo capitolo. Nel 2007 nasce il sito cistite.info, con un forum ad hoc. Le donne arrivano sul sito dopo aver avuto diagnosi di cistite o candida curate con antibiotici e disinfettanti vaginali, il problema è che l’80% delle persone che pensano di avere una cistite hanno altro, dalla neuropatia del pudendo alla vulvodinia e nel sito trovano non solo storie di persone che soffrono come loro, ma anche una lista di medici, regione per regione, provati dalle iscritte, specializzati sulle patologie pelviche e di riabilitatori del pavimento pelvico.” Il sito diventa un aggregatore di informazioni per le donne italiane in un percorso di consapevolezza, anche del proprio corpo, in un periodo pre-social media, in cui di certe patologie non si sentiva parlare. “Abbiamo 170.000 visite mensili al sito, 35.000 iscritti alla newsletter. Da un paio di mesi abbiamo chiuso il Forum, che rimane come enciclopedia e testimonianza. Sul sito e i social il lavoro è costante ed è possibile contattare via chat direttamente le volontarie per avere aiuto a orientarsi tra le informazioni. Cistite.info è una onlus, con sede in via Resia a Bolzano, che si occupa della salute intima delle donne e tra i nostri scopi c’è quello di cercare fondi per costruire un centro di riferimento per la vulvodinia in Trentino Alto Adige e per promuovere la formazione. Ad oggi in Alto Adige non c’è la riabilitazione del pavimento pelvico.” Le donne in viaggio “fisico” possono utilizzare alcune accortezze per evitare il riacutizzarsi di alcune patologie del pavimento pelvico: “Lo schiacciamento del nervo pudendo in lunghi viaggi sedute può dare sintomi simili a cistiti e candide. In viaggio si tende a non urinare per evitare i bagni pubblici ma un ristagno urinario protratto può scatenare la cistite così come non bere per evitare di urinare durante gli spostamenti”.