#10secondi

Quanto tempo serve per lasciare un segno?

// Verena De Monte //
Un gruppo di attivistə transfemministə queer è sceso nelle strade e piazze di Bolzano per protestare contro il verdetto “dei 10 secondi” e per esprimere solidarietà alla ragazza molestata attraverso un flash mob. Alcune immagini assieme a dei passaggi tratti dal volantino distribuito dal gruppo.
© Giulia Palaia
Affermiamo e confermiamo che la violenza può venire agita in ogni luogo, tempo, con varie persone presenti e anche avere la durata di un millesimo di secondo.
È inaccettabile che si possa agire una tale violenza a scuola e rimanere impuniti dallo Stato.
Vogliamo essere sicurə a scuola, nei luoghi di lavoro, in ogni dove e in tutte le relazioni.
Mostriamo i segni che lascia la violenza e riprendiamo lo spazio pubblico con i nostri corpi vivi dissidenti, impoterandoci attraverso interazioni di affetto fisico consensuali.

Wahl - Scelta

Ein Gespräch unter jungen Frauen

// Kathinka Enderle //
Während draußen politische Plakate um die Wette strahlen, haben meine Freundinnen und ich unsere eigene politische Rally veranstaltet. Inmitten von Kissen und einer stattlichen Snack­auswahl widmeten wir uns dem anstehenden Wahljahr und der Frage, ob man in einem Schlafanzug zur Wahl gehen könnte.
© Katarzyna Grabowska - unsplash
Es gibt Momente im Leben, in denen die Gespräche mit meinen Freundinnen mehr Ähnlichkeit mit einem Comedy-Club zu haben scheinen als mit einem ernsthaften Diskussionsforum. Von den peinlichsten Augenblicken unseres Alltags bis hin zu epischen Dating-Fails: Unsere Gespräche sind oft mit Lachanfällen und kleiner Schadenfreude gefüllt. Doch während wir über die neuesten Klatschgeschichten und schrägsten Erlebnisse plaudern, werden unsere Gespräche auch gern tiefgründig. Und nein, ich meine nicht das Rätsel darum, warum mein Smoothie heute Morgen so merkwürdig nach Spinat geschmeckt hat. Ich spreche von politischen Themen.
Da saßen wir also auf einem bequemen Sofa in Decken gehüllt, mit Snacks vor uns auf dem Tisch stehend und unseren Lieblingsgetränken in unseren Händen, bereit, die Welt der Politik zu erobern. Denn wer braucht schon trockene Nachrichtensendungen, wenn man eine bunt gemischte Freundinnengruppe hat, die über die Gesellschaft, Frauen in der Politik und das diesjährige Wahljahr diskutieren können?
Es ist erstaunlich, wie sich das Gespräch von einem dramatischen „Du ahnst nicht, wen ich heute im Bus gesehen habe“ zu „Wen wirst du dieses Jahr wählen?“ entwickeln kann. Es mag seltsam sein, dass ein Gespräch, das stärkere Twists und Turns hat als eine Netflixserie, in einer Diskussion endet, in der wir uns über die Richtung der Welt Gedanken machen, – doch hier saßen wir, lachend und manchmal auch sorgenvoll, während wir versuchten, unsere Gedanken zur Politik zu sortieren und die Welt auf unsere eigene Art zu beeinflussen.
Wir sprechen Klartext
Alles begann damit, dass uns Giulia wütend einen Instagram-Post zeigte, in dem eine Politikerin parodiert wurde.
„Man merkt richtig, dass Frauen immer noch nicht zu hundert Prozent ernst genommen werden – weder gesellschaftlich noch politisch. Finden Menschen öffentliche Bloßstellung tatsächlich lustig?“

Als sie uns die Kommentare zeigte, verstanden wir ihre Wut. Männer und selbst Frauen schrieben im Einklang darüber, dass es besser wäre, wenn diese Frau zu Hause bleiben würde anstatt in die Politik zu gehen. „Ich habe oft die Hoffnung, dass wir uns gesellschaftlich weiterentwickelt hätten, aber solche Vorfälle werfen mich zurück in die Realität. Das Bild, dass eine Frau still sein und sich fügen muss, herrscht teils immer noch. Schließlich hat eine Frau wenig zu sagen, weil es ja immer so war. Da gibt es keine Widerrede“, sagte Chiara.Auch ich trug meinen Part dazu bei: „Ich habe durch mein Studium öfters Patient*innengespräche geführt. Solange ich allein mit ihnen war, galt mir der Respekt. Sobald ein männlicher Studienkommilitone dabei war, war es egal, ob ich sprach – die Fragen wurden ihm gestellt, obwohl seine Qualifikation nicht besser war als meine. Ich habe oft den Eindruck, dass Frauen in der Politik weniger anerkannt werden, weil sie keine Männer sind. Eine Frau bekommt selten die politische Macht. Oder hatten wir schon mal eine Landeshauptfrau?“ Giulia stieß ein frustriertes Lachen aus: „Ich habe selbst mal überlegt, Politik zu studieren. Vor allem meine Großeltern waren dagegen. Mein Opa meinte sogar, ich solle lieber daheimbleiben und meinen zukünftigen Mann das Geld heimbringen lassen. Wenn jemand das so macht, dann spricht ja nichts dagegen, aber mein Ziel war das nicht. Das Gespräch hat mir damals ziemlich zugesetzt. Leider denken immer noch viele so und wählen dementsprechend. Will man aus dem System ausbrechen, tanzt man aus der Reihe. Gern gesehen wird das immer noch nicht, egal wie ‚fortschrittlich‘ unser Denken ist.“
Freundinnen, Feindinnen?
Trotzdem passiert es auch Frauen häufig, dass sie selbst keine Frauen oder lieber Männer statt dem gleichen Geschlecht wählen. „Frauen sind ja auch nicht unschuldig. Wir Frauen erlauben es ja, dass wir Männer an die Macht stellen. Frauen in der Politik haben die Kompetenz für ihren Beruf, trotzdem erwische ich mich oft bei dem Gedanken ‚Kann sie wirklich etwas verändern? Bringt ihre Stelle etwas?‘. Als Mädchen werden wir teils schon darauf geprägt, dass eher Männer in die Politik gehören, obwohl Frauen genauso das Zeug dazu haben. Trotzdem werden Macht und Geld mit Männern assoziiert, das spiegelt sich auch im weiblichen Denken wider – jedenfalls erwische ich mich oft dabei. Obwohl ich mich feministisch einsetze, wurde ich anti-feministisch sozialisiert und manchmal zeigen sich diese Gedanken still und heimlich“, wirft Chiara ein. „Ich kenne das. Eine Frau muss in gewissem Maße ‚männlich‘ agieren, beziehungsweise so, wie uns das Verhalten als typisch männlich verkauft wurde. Politik bedeutet Geld und Macht, auch ich assoziiere das mit der Männerwelt. Wenn man nicht auf den Tisch schlägt und draufgängerisch ist, wird man weniger gewählt. Eine ‚sensible‘ Frau hätte es in der Politik sicher schwer, ich schätze, sie ginge unter. Aber so werden auch wir Mädels in der Kindheit geprägt, egal ob Politik oder Gesellschaft. Entweder man setzt sich mit Härte durch oder man reißt nichts, Platz für Gefühle sollte es nicht geben. Und das spiegelt sich in jeglichen Lebensbereichen leider immer noch wider“, dachte Giulia laut.
Girl Boss: Leistung statt Geschlecht
„Gesellschaftlich muss einfach neu gedacht und umgedacht werden. Das ist zwar schwer, weil es dieses System, in dem Männer über Frauen stehen, schon seit Jahrtausenden gibt, aber jede*r muss da in die Eigenverantwortung gehen“, ermutigte Chiara. Ich war derselben Meinung: „Sowieso. Wenn man merkt, dass man in eine Gedankenfalle getappt ist und Frauen in der Politik oder im Beruf weniger zuspricht als Männern, kann man den Kurs der eigenen Gedanken immer noch ändern. Was Männer schaffen, können wir Frauen schon längst – teils mit viel mehr Arbeit dahinter. Kinder und Care-Arbeit erledigen oft immer noch mehrheitlich Frauen. Trotzdem leisten wir dasselbe wie Männer. Jede*r hat selbst die Wahl, welche Gedanken man weiterdenkt und welche Meinungen man teilt. Und vor allem müssen wir es den neuen Generationen einfach besser beibringen.“
Architekt*innen des Wandels: mit Herz und Stimme
„Es hört nicht nur bei den eigenen Gedanken und Meinungen auf. Wir kennen das Wahllokal schon, aber meine kleine Schwester wählt dieses Jahr das erste Mal. Ihre Verantwortung dahinter begreift sie trotzdem nicht. Als bei mir zu Hause am Esstisch über die Wahlen gesprochen wurde, fragte mich mein siebenjähriger Bruder, ob er irgendwann im Schlafanzug wählen gehen dürfte."
Wir lachten zwar, aber das Wählen muss schon ernster betrachtet werden. Unsere Aufgabe geht schließlich darüber hinaus, ‚a Kreuzl‘ zu setzen. Durch das Kreuz kann man vieles in Bewegung versetzen und verändern“, äußerte Chiara. „Im Endeffekt haben wir die Wahl, uns für das einzusetzen, was uns selbst wichtig ist und die Gesellschaft positiv voranbringt. Die Qualität von morgen ist von unserer heutigen Entscheidung abhängig“, sprach Giulia. Ich kam nicht darum herum, lachend zu fragen: „Chiara, was sagst du als Architektur-Studentin dazu: sind wir Wähler*innen nicht auch Architekt*innen des sozialen Wandels, wenn wir schon davon sprechen?“ Chiara stimmte lachend zu. Auch Giulia lachte und meinte als Schlussgedanken: „Ich finde, dass Frauen in der Politik selbstverständlich werden sollten, damit kein Mädchen mehr solche Gespräche führen muss, wie es mir mit meiner Familie erging. Ich hoffe, dass mein Wunsch in den diesjährigen Wahlen erfüllt wird, und wir endlich mehr Frauen in der Politik zu Gesicht bekommen.“
„Also wen wählt ihr?“