Chicche di cultura - Film, books and much more

Blutbuch

// Hannah Lechner //
Roman von Kim de l’Horizon
Die Erzählfigur in „Blutbuch“ ist nonbinär – sie identifiziert sich weder als Mann noch als Frau. Aufgewachsen in einem Schweizer Vorort lebt sie als Erwachsene*r in Zürich, wo sie außerhalb der engen Herkunfts-Strukturen den eigenen gender-queeren Körper und die eigene Sexualität entdecken konnte. Als aber die Großmutter an Demenz erkrankt, beginnt das Ich, sich mit seiner familiären Vergangenheit auseinanderzusetzen und begibt sich auf die Spuren der weiblichen Blutlinie, um dabei mit der Schweigekultur der eigenen Mutter und Großmutter zu brechen. All das passiert in einer Sprache, die so dicht an Assoziationen und Verbindungen ist, dass man jeden Satz 5-mal lesen könnte, und die durch ihre Unkonventionalität gleichzeitig eine normensprengende und dadurch unglaublich befreiende Kraft hat. „Blutbuch“ wurde 2022 sowohl mit dem Literaturpreis der Jürgen Pronto-Stiftung, als auch mit dem Deutschen und dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Aktuell laufen Theater-Inszenierungen des Romans an unterschiedlichen deutschen, österreichischen und schweizer Theatern.

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Mädchen, Frau etc.

// Hannah Lechner //
Roman von Bernardine Evaristo
In „Mädchen, Frau etc.“ erzählt Bernardine Evaristo die Geschichten vier schwarzer Frauen über ein Jahr­hundert hinweg und verwebt diese „zu einem einzigartigen und vielstimmigen Panorama unserer Zeit.“ Es geht um die Theatermacherin Amma, die kurz vor dem großen Durchbruch in London steht und sich mit ihrer Identität als schwarze Lesbe auseinandersetzt. Es geht um Ammas gute Freundin Shirley, die nach jahrelangem Arbeiten an unterfinanzierten Londoner Schulen ausgebrannt ist. Es geht um Carole, Shirleys ehemalige Schülerin, die ihrer Lehrerin viel zu verdanken hat und inzwischen erfolgreiche Investmentbankerin ist. Und es geht um Bummi, Caroles Mutter, die in armen Verhältnissen in Nigeria aufgewachsen ist, eine Reinigungsfirma gegründet hat, um auf eigenen Füßen zu stehen, und ihrer Tochter aus gutem Grund einen englischen Vornamen gegeben hat. Für ihren Roman wurde Evaristo 2019 als erste schwarze Schriftstellerin mit dem Booker Prize ausgezeichnet.