Kolumne
Pfeifen auf den Beachbody
// Alexandra Kienzl //
Als wäre nichts gewesen, wird die "prova costume" eingefordert. Machen wir nicht mehr mit.
„In drei Wochen zur Bikini-Figur!“, „Die ultimative Beachbody-Diät!“, „Come superare la prova costume!“: Auch in einer Pandemie scheinen Frauenmagazine kein Problem damit zu haben, uns ein schlechtes Gewissen zu machen. Und ebenso betreiben männliche wie weibliche User in den sozialen Medien munter Psychoterror, wenn sie Bilder von Frauen posten, die besagte prova costume ihrer Meinung nach nicht bestanden haben. Oder Frauen unverhohlen darauf aufmerksam machen, dass es jetzt aber höchst an der Zeit sei, ihren Body in Form zu bekommen, denn: Speckröllchen am Strand, das ist eine ästhetische Belästigung, eine Zumutung, das kann man niemandem antun. Uff.
Wir alle haben eine harte Zeit hinter uns, eine Zeit voller Entbehrungen, Einschränkungen, voller wahnsinnig machender Ungewissheit. Eine Zeit, die uns gnadenlos die eigene Endlichkeit vor Augen geführt hat und eine totale Hilflosigkeit angesichts einer Pandemie, die nicht mal eben so aus der Welt verordnet werden konnte. Jetzt scheint das Gröbste überstanden, die Lebensfreude kommt zurück, und da wollen wir genauso stumpfsinnig weitermachen wie vorher? Uns knechten lassen von irgendwelchen überzogenen Schönheitsidealen, die andere ersonnen haben, selbst nicht erfüllen können und dennoch glauben, uns auferlegen zu können? Geh bitte. Da stehen wir doch drüber jetzt. Nachdem wir uns monatelang gesorgt haben wegen Inzidenzen, Ansteckungsgefahren, Folgeschäden für Leib und Seele, da werden wir jetzt doch nicht nahtlos dazu übergehen, uns wieder den Kopf darüber zu zerbrechen, ob der Hintern dick ausschaut im Bikinihöschen. Ob die Oberarme wabbeln. Ob der Bauch hängt, und warum er so gar nicht aussieht wie etwa der von Kendall Jenner, dem Model, das vor einiger Zeit ein Bikinifoto postete, das wohl am besten mit „grotesk“ beschrieben werden kann: verzerrte Proportionen, glattgebügelte Haut, anatomisch unmögliche Maße. Was Photoshop da kreiert hat, ist kein Traumkörper, sondern, um bei Corona zu bleiben, ein Anti-Körper: unerreichbar, unrealistisch, unmenschlich. Kein Vorbild, sondern ein Zerrbild.
Erinnern wir uns doch mal dran, wie viele lebenswichtige Funktionen unser Körper hat, die keinen ästhetischen Zweck erfüllen. Wie viel er leistet, aushält, verzeiht. Wenn er nebenbei noch nett aussieht, fein, aber seine Hauptaufgabe ist das nicht. Erinnern wir uns, dass Veränderung und Altern natürliche Prozesse sind, vor denen keine und keiner gefeit ist. Auch nicht die Herren der Schöpfung, die glauben, sie hätten ein Anrecht auf lauter sexy Augenweiden am Pool. Dass sie selbst bei der prova Speedo kläglich scheitern würden, scheint sie nicht zu stören, und doch leiden auch immer mehr junge Männer an den ästhetischen Anforderungen, die an sie gestellt werden. Lassen wir das. Pfeifen wir drauf. Genießen wir den Sommer und freuen uns darüber, dass wieder Leben da ist. Akzeptieren wir, dass eine Fünfzigjährige nun mal nicht den Körper einer Zwanzigjährigen haben kann, dass Kinderkriegen Spuren hinterlässt, dass es uns in verschiedenen Größen und Ausführungen gibt. Dass wir nicht auf der Welt sind, um andere mit unserem Anblick erfreuen und ihre Erwartungen erfüllen zu müssen. Was sowieso zum Scheitern verurteilt ist, denn: Ich bin nicht perfekt, du bist nicht perfekt, und die Nörgler, die meinen, sich an jemandes Cellulite stören zu müssen, schon gar nicht. Eine Bekannte hat unlängst auf Facebook einen Ratschlag gepostet, den man sich nur zu Herzen nehmen kann: Wie kommt man zu einem strandtauglichen Körper?, hieß es da auf Englisch. Ganz einfach:
1. Einen Körper haben.
2. An den Strand gehen.
Basta. Jeder Körper ist strandtauglich, lassen wir uns da bloß nichts Anderes mehr einreden.
Wir alle haben eine harte Zeit hinter uns, eine Zeit voller Entbehrungen, Einschränkungen, voller wahnsinnig machender Ungewissheit. Eine Zeit, die uns gnadenlos die eigene Endlichkeit vor Augen geführt hat und eine totale Hilflosigkeit angesichts einer Pandemie, die nicht mal eben so aus der Welt verordnet werden konnte. Jetzt scheint das Gröbste überstanden, die Lebensfreude kommt zurück, und da wollen wir genauso stumpfsinnig weitermachen wie vorher? Uns knechten lassen von irgendwelchen überzogenen Schönheitsidealen, die andere ersonnen haben, selbst nicht erfüllen können und dennoch glauben, uns auferlegen zu können? Geh bitte. Da stehen wir doch drüber jetzt. Nachdem wir uns monatelang gesorgt haben wegen Inzidenzen, Ansteckungsgefahren, Folgeschäden für Leib und Seele, da werden wir jetzt doch nicht nahtlos dazu übergehen, uns wieder den Kopf darüber zu zerbrechen, ob der Hintern dick ausschaut im Bikinihöschen. Ob die Oberarme wabbeln. Ob der Bauch hängt, und warum er so gar nicht aussieht wie etwa der von Kendall Jenner, dem Model, das vor einiger Zeit ein Bikinifoto postete, das wohl am besten mit „grotesk“ beschrieben werden kann: verzerrte Proportionen, glattgebügelte Haut, anatomisch unmögliche Maße. Was Photoshop da kreiert hat, ist kein Traumkörper, sondern, um bei Corona zu bleiben, ein Anti-Körper: unerreichbar, unrealistisch, unmenschlich. Kein Vorbild, sondern ein Zerrbild.
Erinnern wir uns doch mal dran, wie viele lebenswichtige Funktionen unser Körper hat, die keinen ästhetischen Zweck erfüllen. Wie viel er leistet, aushält, verzeiht. Wenn er nebenbei noch nett aussieht, fein, aber seine Hauptaufgabe ist das nicht. Erinnern wir uns, dass Veränderung und Altern natürliche Prozesse sind, vor denen keine und keiner gefeit ist. Auch nicht die Herren der Schöpfung, die glauben, sie hätten ein Anrecht auf lauter sexy Augenweiden am Pool. Dass sie selbst bei der prova Speedo kläglich scheitern würden, scheint sie nicht zu stören, und doch leiden auch immer mehr junge Männer an den ästhetischen Anforderungen, die an sie gestellt werden. Lassen wir das. Pfeifen wir drauf. Genießen wir den Sommer und freuen uns darüber, dass wieder Leben da ist. Akzeptieren wir, dass eine Fünfzigjährige nun mal nicht den Körper einer Zwanzigjährigen haben kann, dass Kinderkriegen Spuren hinterlässt, dass es uns in verschiedenen Größen und Ausführungen gibt. Dass wir nicht auf der Welt sind, um andere mit unserem Anblick erfreuen und ihre Erwartungen erfüllen zu müssen. Was sowieso zum Scheitern verurteilt ist, denn: Ich bin nicht perfekt, du bist nicht perfekt, und die Nörgler, die meinen, sich an jemandes Cellulite stören zu müssen, schon gar nicht. Eine Bekannte hat unlängst auf Facebook einen Ratschlag gepostet, den man sich nur zu Herzen nehmen kann: Wie kommt man zu einem strandtauglichen Körper?, hieß es da auf Englisch. Ganz einfach:
1. Einen Körper haben.
2. An den Strand gehen.
Basta. Jeder Körper ist strandtauglich, lassen wir uns da bloß nichts Anderes mehr einreden.