Hexenwahn

„Es waren keine Hexen, es waren Frauen“

// Bettina Conci //
Das Regionalparlament Kataloniens begnadigte Anfang des Jahres fast 1.000 im Zeitraum zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert in der Region wegen Hexerei hingerichtete Frauen. Mit dem Beschluss wollte man der Opfer gedenken und sie und ihre Familien rehabilitieren.
Abbildung einer Hexenverbrennung auf dem Scheiterhaufen aus der Nachrichtensammlung des Johann Jakob Wick (1560 bis 1587) © Zürcher Zentralbibliothek
Ursula Strumecker wurde um 1440 in Truden geboren. Anfang Januar 1505 wurde sie zusammen mit sechs Fleimser Frauen der Hexerei beschuldigt und in Cavalese unter Folter verhört. Beim 6. Folterverhör am 23. Januar brach sie zusammen und gab alles zu, was ihre Peiniger hören wollten: sich dem Teufel hingegeben und Schadgewitter verursacht zu haben sowie Haustieren, Knaben und Männern das Herz herausgerissen und verspeist zu haben. Anna Jobst wurde im Rahmen des „Völser Hexenprozesses“ mit und ohne Folter befragt. Dies geschah im Sommer 1506. Neben den üblichen Schandtaten wurde ihr zur Last gelegt, sich gar zur Königin von Engeland gewählt haben zu lassen.
Grundlose Frauenverfolgung einer misogynen Gesellschaft?
Zwischen 40.000 und 60.000 Menschen wurden europaweit zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert Opfer der Hexenverfolgung. Das selbsternannt unabhängige Katalonien war nicht nur eine der ersten Regionen in Europa, in denen Hexenjagden stattfanden, sondern auch eine der schlimmsten, was Hinrichtungen angeht. Die Begnadigung der Opfer erfolgte auf einen Beschluss hin, der von allen großen politischen Gruppierungen mitgetragen wurde und sich auf das Manifest „Es waren keine Hexen, es waren Frauen“ der Zeitschrift Sapiens stützte. Damit wollte man die Feststellung unterstreichen, dass Frauen in dieser Zeit von einer misogynen Gesellschaft grundlos verfolgt wurden. Der katalanische Präsident Pere Aragonés nannte die Hinrichtungen gar einen „institutionalisierten Femizid“.

Auch auf dem Gebiet des heutigen Nord-, Süd- und Osttirol fanden vor etwa 500 Jahren über 200 Gerichtsverfahren mit mindestens 400 Angeklagten statt, von denen 72 nachweislich hingerichtet wurden. Dabei war das Geschlechterverhältnis mit 50:50 allerdings ausgewogener als im mitteleuropäischen Durchschnitt, wo der Frauenanteil 75 Prozent betrug.
Symbolisches Handeln statt sachlicher Analyse
Dem Konzept der „Begnadigung“ stand der Historiker Manfred Tschaikner bereits vor sieben Jahren kritisch gegenüber. 2015 bezeichnete er das öffentliche Bedauern der Hexenprozesse und die soziale und ethische Rehabilitierung der Opfer als eine eigentliche „Abkehr von der Vergangenheit, da diese nicht aus ihren Voraussetzungen heraus, sondern nach unseren modernen Maßstäben beurteilt wird. Das schafft einfache Orientierung in einer komplexen Gegenwart und ermöglicht relativ problemloses symbolisches Handeln vor dem Hintergrund ganz anderer Herausforderungen.“ Der Fachmann für die Geschichte der Magie und des frühneuzeitlichen Hexenwesens in Tirol betonte die Wichtigkeit einer sachlichen Analyse und zweifelte die Sinnhaftigkeit von Rehabilitierungsbestrebungen an, weil „Verfolgung und Ausgrenzung von Menschen in der heutigen Zeit dadurch nicht aufhören, sondern sich nur die Vorzeichen ändern“.

Auch der Historiker Hansjörg Rabanser, Autor des Buches „Hexenwahn“ und Experte für Fragen rund um Hexenverfolgungen in Tirol, ist dieser Meinung und ergänzt: „Wenngleich die moderne Hexenforschung von Rehabilitierungsverfahren absieht bzw. abrät, so heißt das nicht, dass die Verfolgungen verharmlost werden sollten. Eine Art Rehabilitation sollte vielmehr durch die Aufarbeitung der Thematik, die Erinnerung an die Vorgänge und durch das Lernen aus diesen erfolgen. Denn die Mechanismen, welche die Hexenverfolgungen von damals verursachten und hinter diesen steckten, sind auch heute noch präsent – auch in Europa, auch inmitten unserer Gesellschaft – und werden zum Teil auch rege angewandt!“
Afrika in den Siebzigern: Hexenwahn statt Impfstrategien
Womit Rabanser recht hat. Während in Europa Denkmäler errichtet, Tote begnadigt und Straßen umbenannt werden, nimmt der Aberglaube anderswo, zum Beispiel in Lateinamerika, Südostasien und vor allem in Afrika noch einen großen Platz in der Gesellschaft ein. Seit 1960 sind vermutlich sogar mehr Menschen wegen Hexerei hingerichtet oder umgebracht worden als während der gesamten europäischen Verfolgungsperiode. So zum Beispiel in Tansania, wo in den vergangenen dreißig Jahren jährlich 100 bis 200 vermeintliche Hexen oder Zauberer ermordet werden, oder im Kongo, wo die zu trauriger Berühmtheit gekommenen „Hexenkinder“ für Krankheiten wie AIDS verantwortlich gemacht und umgebracht werden. In Westafrika wurden in den siebziger Jahren Hexen für eine Epidemie verantwortlich gemacht. Anstatt Impfprogramme voranzutreiben, ließ die Regierung im Radio die Geständnisse alter Frauen verbreiten, dass sie die Gestalt von Waldkäuzchen angenommen hätten, um kranken Kindern die Seele zu stehlen.
In 41 Ländern der Welt werden Hexen verfolgt
Armut, wirtschaftlicher Notstand, Epidemien und mangelnde Bildung fördern diese Hexenverfolgungen, ganz zu schweigen von der Geldmacherei sogenannter Hexendoktoren, die oft maßgeblich zur Verstümmelung, Folter und Ermordung der Opfer beitragen. Die UNHCR und die UNO verurteilen diese Praktiken, die noch in 41 Ländern der Erde ausgeübt werden, scharf. Die Opfer sind meist Frauen, Kinder, Alte und Außenseitergruppen.

Ursula Strumecker wurde übrigens am 15. März 1505 auf dem Scheiterhaufen lebendig verbrannt. Fünfhundert Jahre später rehabilitierte sie der Trudner Gemeinderat offiziell und benannte eine Straße nach ihr. Anna Jobstin wurde 1506 in Völs verbrannt, als erste Hexe im Schlerngebiet. 2006 wurde ihr und anderen Opfern zu Ehren auf Schloss Prösels ein Denkmal in Form eines Scheiterhaufens errichtet. Auch sie wurde posthum zur Namensgeberin einer Straße in Völs.
Wie der Teufel aussah, wussten die Menschen im Mittelalter dank Fresken wie diesem im Brixner Kreuzgang (um 1465) © Bettina Conci

Hexenwahn

Donne e Islam nella società attuale

// Redazione //
In un workshop a Bolzano si è parlato di donne musulmane nella società italiana: un’occasione di dialogo per sfatare stereotipi e pregiudizi per meglio comprendersi e collaborare.
Nell'ambito di un workshop organizzato dal Centro per la Pace a Bolzano hanno fornito uno spaccato della realtà delle donne musulmane in Italia, da sx a dx: Quejdane Mejri, Sumaya Abdel Qader e Fedoua Elattari. © Redazione
Quejdane Mejri, Sumaya Abdel Qader e Fedoua Elattari, tre donne dai profili personali e professionali differenti, ma con un comune denominatore: sono donne musulmane che vivono in Italia, attive e impegnate. Quejdane Mejri, nata e cresciuta in Tunisia è immigrata in Italia oltre 20 anni fa, vive a Milano, ha un dottorato di ricerca in urbanistica, governo urbano e territorio, presiede l’associazione “Pontes”; Sumaya Abdel Qader, nata a Perugia da genitori immigrati giordani, è sociologa, mediatrice culturale, biologa e scrittrice e vive a Milano dove è stata consigliera comunale; Fedoua Elattari, nata a Novi Ligure, studia architettura all’università di Torino, ed è poetessa e promotrice culturale. Sono intervenute al workshop “Donne dell’Islam e impegno pubblico” organizzato di recente dal Centro per la Pace di Bolzano e curato da Adel Jabbar, al fine di fornire, oltre gli stereotipi e i pregiudizi comuni sulla donna musulmana, uno scorcio della realtà delle donne musulmane, una realtà assai variegata con provenienze e vissuti differenti.
Confronto e dialogo per maggiore comprensione
Alle persone partecipanti al workshop, tra le quali le rappresentanti di associazioni di volontariato locali, le tre relatrici hanno narrato il ruolo delle donne musulmane, di prima e seconda generazione, le sfide che devono affrontare nella società attuale e l’impegno rispetto alle questioni trasversali, tenendo presenti gli ideali legati alla fede e alla cultura di provenienza. Con il workshop si è inteso creare un’occasione di dialogo e scambio per favorire la comprensione reciproca e l’interazione per affrontare tematiche di comune interesse, superando la logica del noi-voi. In Italia sono circa 2 milioni le persone di fede musulmana. Solo nel comune di Milano, come ha riferito Mejri, vivono poco meno di 32.000 donne musulmane. Di loro, quelle di prima generazione per la gran parte sono immigrate in Italia per il ricongiungimento familiare, provenienti in prevalenza da Egitto, Marocco, Tunisia e Algeria.
Immigrate in Italia per un progetto di famiglia
Come ha spiegato Mejri, nei paesi di provenienza sposare connazionali che lavorano in Europa, in Italia, è ben visto perché ritenuti un “buon partito”. Per questa ragione queste donne giungono in Italia principalmente per un progetto di famiglia, non per lavorare. Molte di loro sono inattive (il 37%) perché impegnate nella cura dei figli e nella conduzione familiare. In prevalenza, inoltre, non conoscono la lingua e, come ha fatto presente Mejri, dipendono dai mariti che risiedono in Italia già da qualche tempo. Anche per tale ragione nei rapporti con le istituzioni, con la scuola o con gli uffici, insorgerebbero difficoltà di comprensione e di decodifica della “complessa” realtà italiana. Una situazione questa che produce diffidenza. Come ha evidenziato un’indagine condotta dall’ISTAT in collaborazione con l’Università di Trento, solo il 18% degli stranieri in Italia afferma di avere una relazione fiduciaria con cittadini italiani.
Le donne musulmane di seconda generazione, invece, sono nate in Italia, studiano, lavorano, sono attive in vari ambiti e si impegnano anche in politica o nel sociale.
Non esiste un modello univoco
Sumaya Abdel Qader ha fatto presente che a differenza dell’opinione di gran parte della collettività, non esiste un modello univoco per definire le donne musulmane. Per comprendere la realtà delle donne musulmane, è necessario infatti conoscere il background culturale e la relativa interpretazione religiosa che spesso determina i diritti della donna. Come ha riferito, alcuni diritti delle donne indicati dal Corano, vengono disattesi e da qui è in atto un’azione per giungere ad una sua giusta interpretazione in termini di genere.
Della parola come cura ha parlato Fedoua Elattari sottolineando che attraverso il linguaggio si creano relazioni e comprensione per trovare un dialogo con le persone e la realtà del proprio vissuto, per conoscersi e per riconoscersi.