SPEAK
Literarische Frauenstimmen
Rastlos im Denken
// Bettina Conci //
Anne Marie Pircher, Jahrgang 1964, wurde in Schenna geboren. Sie lebt und schreibt auf einem Bauernhof in Kuens bei Meran. Ihr erster Roman „Iris und Pupille“ erschien im Februar 2022 und erzählt die Geschichte von Maria, einer rebellischen jungen Frau, die in den Achtziger Jahren in die USA reist und die Sonnen- und Schattenseiten dieser neuen Welt ebenso erkundet wie die ihres eigenen Seelenlebens.
© Manuela Tessaro
Die Frage danach, woher Anne Marie Pircher ihre Kreativität nimmt, ist berechtigt. Wer wie sie ein kleines Fleckchen Südtirol zu seinem Zuhause gemacht hat, ein ländliches Idyll, aus dem es nach Heirat und Kinderkriegen erst mal für ein paar Jahre kein Entrinnen gab, fällt aus dem Rahmen des Bildes, das man von einer Schriftstellerin hat, unkonventionell und immer von etwas getrieben. Ihre Antwort lässt ein gewisses Amüsement durchscheinen, so, als sei sie selbst erstaunt darüber, dass sie hier tatsächlich ihren Platz, ihr „Zimmer für sich allein“ gefunden hat. Rastlos im Denken sei sie. Bereits vor ihrer Heirat habe sie eine Menge erlebt, aber die Familie habe ihr auch eine gewisse Struktur und Stabilität gegeben, die sie brauchte. Auch sei die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbracht hatte, eine Quelle der Inspiration gewesen, die ihr Stoff für zukünftige Werke geliefert habe.
Die Abenteuerlust aus der Jugend, die sie an Orte wie Marseille, einen der Schauplätze ihres Romans, führte, ist nicht ganz verflogen. Auch heute noch reist sie. Zuerst, als die Kinder größer waren, waren die europäischen Städte dran, die sie zusammen mit ihrem Mann oder in Reisegruppen erkundete, und als Nächstes wird sie wohl auch alleine unterwegs sein. So kommt sie mit fremden Leuten leichter ins Gespräch und kann unbeobachtet beobachten. „Aber,“ winkt sie ab, „mittlerweile gefällt es mir hier immer besser. Ich wollte immer in einer Stadt wohnen. Jetzt genieße ich, dass ich rund ums Haus bis auf das Geräusch des Traktors nicht viel höre.“
„Die Sehnsucht spielt große Rolle beim Schreiben,“ sagt Anne Marie Pircher nachdenklich. „Am Anfang stehen die Erfahrungen, die man macht, später werden sie von der Sehnsucht abgelöst, alles Überflüssige wegzulassen. Die Suche nach dem Essentiellen kann auch rastlos machen. Die Suche nach Erkenntnis, nach dem eigenen Ich. Man spielt ja so viele Rollen im Leben.“
Die Sehnsucht spielt eine große Rolle beim Schreiben
Die Mutterrolle so intensiv leben, um kreative Kraft aus ihr zu schöpfen – ein Traum, der sich nicht in jedem Beruf so mühelos verwirklichen lässt. Pircher, für die Literatur schon immer zu ihrem Leben gehört hat, die aber erst selbst schreibt, seit sie Mitte Dreißig ist, ist sich dessen bewusst. Sie habe, wie ihre Söhne heranwuchsen, allerdings auch zunehmend ungeduldiger darauf gewartet, endlich zu schreiben.Die Abenteuerlust aus der Jugend, die sie an Orte wie Marseille, einen der Schauplätze ihres Romans, führte, ist nicht ganz verflogen. Auch heute noch reist sie. Zuerst, als die Kinder größer waren, waren die europäischen Städte dran, die sie zusammen mit ihrem Mann oder in Reisegruppen erkundete, und als Nächstes wird sie wohl auch alleine unterwegs sein. So kommt sie mit fremden Leuten leichter ins Gespräch und kann unbeobachtet beobachten. „Aber,“ winkt sie ab, „mittlerweile gefällt es mir hier immer besser. Ich wollte immer in einer Stadt wohnen. Jetzt genieße ich, dass ich rund ums Haus bis auf das Geräusch des Traktors nicht viel höre.“
„Die Sehnsucht spielt große Rolle beim Schreiben,“ sagt Anne Marie Pircher nachdenklich. „Am Anfang stehen die Erfahrungen, die man macht, später werden sie von der Sehnsucht abgelöst, alles Überflüssige wegzulassen. Die Suche nach dem Essentiellen kann auch rastlos machen. Die Suche nach Erkenntnis, nach dem eigenen Ich. Man spielt ja so viele Rollen im Leben.“