Editorial

Gleich - Uguali

„Isch gleich“, ist ein typischer Südtiroler Ausdruck, mit dem wir – zwar mit wenig Überzeugung – unsere Zustimmung geben. Aber „isch wirklich gleich?“, dass Frauen und Männer trotz aller Bemühungen für die Chancengleichheit bis heute keinen gleichen Zugang zu Lebenschancen haben? Und dass Women of Colour – ja, auch bei uns in Südtirol – noch einmal weiter von einer wahren Gleichberechtigung entfernt sind?
In dieser Ausgabe machen wir die Vielfalt der Frauen in Südtirol und in der Welt sichtbar. Dabei sprechen wir über aktuelle feministische Themen wie Frauen im Sport (Stichwort: Menstruation), die weltweite Diskussion zum Recht auf Abtreibung und die weibliche Vertretung in Südtirols Gemeinderäten – und geben vordergründig Women of Colour eine Stimme und eine Sichtbarkeit.
Schlussendlich aber sind wir nicht umhingekommen, auch die Themen Rassismus und intersektionale Diskriminierung zu thematisieren. Und wir geben Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen sprachlichen Leitfaden mit in die Hand, damit sie im Umgang mit den vielfältigen Frauen nicht ins Fettnäpfchen treten. „Weil’s eben nit gleich isch.“

Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre,
Maria Pichler, Chefredakteurin

Vorworte

Ulrike Oberhammer, Präsidentin

Gewalt an Frauen ist eine tägliche Leidensgeschichte, die Leben auslöscht. In den vergangenen Jahren hat es gesetzliche Verbesserungen gegeben, aber diese reichen nicht aus. Mehr Prävention und ein besserer Schutz vor jeglicher Gewalt, gemeinsam mit einer inkludierenden Politik, müssen im Zentrum der Agenda des Staates sein, um die Banalisierung von Belästigungen und die Herabwürdigung von Frauen (in Wort und Bild) zu bekämpfen. Es ist wichtig, dass Frauen geglaubt wird und Risikosituationen nicht unterschätzt werden. Dafür müssen Mitarbeiter*innen der Polizeibehörden, Gerichte, Sanität, Sozialdienste, Medien usw. ausgebildet werden.
Gewalt muss immer verurteilt, Täter schnell zur Rechenschaft gezogen, die Opfer beschützt, die Gewaltschutzzentren unterstützt und eine Kultur des Respekts gefördert werden.
Dazu braucht es mehr Frauen in der Politik, die sich für die Rechte und die Freiheit der Frauen einsetzen, den Schwächeren unserer Gesellschaft eine Stimme verleihen und dringende Gesetzesänderungen vorantreiben. Spanien hat es vorgemacht, das Thema steht an der obersten Stelle der Politikagenda. War Spanien in Sachen Gleichstellung früher noch auf den hinteren Rängen zu finden, hat es nun eine Vorbildfunktion für ganz Europa.