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Wie war das damals, Belsy Demetz?
// Bettina Conci //
Die erfolgreichste „Grand Prix der Volksmusik“-Teilnehmerin aller Zeiten beendete ihre Karriere als volkstümliche Schlagersängerin 2014. Sie ist Mutter von zwei Buben und arbeitet im elterlichen Hotelbetrieb in Wolkenstein. Die Lust, Musik zu machen, ist immer noch da, wenngleich sie die Szene mittlerweile etwas abgeklärter betrachtet.
Belsy ist entwaffnend ehrlich: „Body Positivity in allen Ehren, aber ich würde gern wieder in meine alten Dirndln passen.“ © Belsy Demetz
Wie hast du als junge Frau die Welt der volkstümlichen Musik erlebt?
Ich war 17, als ich in die Volksmusik sozusagen „eingestiegen“ bin, und dort wird ja oft und gerne eine heile Welt dargestellt. Was aber hinter den Kulissen, also bei After Show Partys abging, war dann nicht mehr so heilig.
Was vermisst du – und was nicht?
Nicht vermisst habe ich die Aufdringlichkeit mancher Fans, und überhaupt die Tatsache, dass ich manchmal in meiner Komfortzone bedrängt wurde. Wobei ich sagen muss, dass mir die männlichen Kollegen oft leidtaten, weil die weiblichen Fans viel aufdringlicher waren. Als Sängerin passiert es höchst selten, dass man betatscht wird, aber bei den männlichen Kollegen kannten die Frauen oft keine Hemmungen.Ich vermisse die Wertschätzung, die mir als Künstlerin entgegengebracht wurde. Heute bin ich Mutter und ein „normaler“ Mensch, und fast schon gekränkt, wenn man mich außerhalb meiner Heimat Gröden nicht mehr erkennt. In Kombination mit dem Rassismus, den ich aufgrund meiner Hautfarbe auch oft erlebe, und der Blicke, wenn die Leute mich erst auf den zweiten Blick erkennen, weil ich nach zwei Kindern natürlich nicht mehr die Figur von damals habe, ist das schon etwas verletzend. Body positivity klingt natürlich toll und alles, aber machen wir uns nichts vor: Wenn man sich auf die Bühne stellt, möchte man schon auch gut ausschauen.
Bist du der Meinung, die Songtexte in der Volksmusik bzw. in der Schlagerszene haben sich verändert
?Ich finde ordinäre und beleidigende Songtexte von ernsthaften Künstlern – sowohl im Schlager als auch in der Volksmusik – nicht in Ordnung, hier sollten die Themen einfach andere sein. Bei Aprés-Ski-Liedern ist die Toleranz größer, auch bei mir. Da ist das Publikum ein anderes, und bestimmte Liedtexte sollten nicht allzu ernst genommen werden.
Wie denkst du darüber, wie die Frauen in der Schlager- und Volksmusikszene dargestellt werden bzw. sich inszenieren?
Ich finde manche Frauen einfach nur peinlich mit dieser aufdringlich-sexy Art. Eine Frau sollte sich in einem bestimmten Alter etwas stilvoller kleiden. „Sex sells“ ist ein Zug, auf den man nicht um jeden Preis aufsteigen sollte.