Role Models

Anna Matscher

// Kathinka Enderle //
Manchmal führt das Leben auf ungeplante Pfade, so auch das von Anna Matscher. Was einst als Laufbahn einer Masseurin begann, entwickelte sich zu einer bemerkenswerten Reise, die sie an die Spitze der kulinarischen Welt führte. Heute ist Anna Matscher eine renommierte Sterneköchin, die mit ihren kreativen und saisonalen Gerichten voller Kräuter und Heimat die Gaumen von Feinschmecker*innen erobert.
© Anna Matscher
Wie kam es zum Jobwechsel von der Masseurin zur renommierten Sterneköchin?
Kochen war immer ein Hobby für mich, also habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Früher, als ich in Österreich meine Ausbildung gemacht habe, habe ich in einem Heim gewohnt und damals schon zu Weihnachten gebacken und für die Familie gekocht. Auch zuhause habe ich immer gekocht. Irgendwo wurde mir das Kochen also in die Wiege gelegt und mitgegeben. Als ich meinen Mann kennengelernt habe, erbte mein Schwiegervater das alte Gasthaus hier in Tisens beim Löwen. Ich habe dann direkt gesagt, dass ich Interesse daran hätte, aber das Gasthaus war geschlossen. Mein Mann war am Anfang nicht begeistert, weil die Gastronomie nicht Seines war, aber er hat sich überreden lassen und hier sind wir jetzt. Ich bereue es auf keinen Fall, ich würde meinen Weg immer gleich gehen – heute so wie früher.
Wie hast Du es geschafft, in der männer­dominierten Welt der Sterneküche erfolgreich zu sein?
Ich war immer sehr ehrgeizig mit dem Blick nach vorne. Sich immer zu verbessern ist, glaube ich, der einzige Weg, um nach oben zu kommen. Man muss beweisen, dass es so ist, fertig.
Wie definierst Du Feminismus in Hinblick auf die Gastronomie?
Als Frau ist man irgendwo immer im Hintertreffen beim Start einer Karriere. Da muss man sich schon profilieren, um nach oben zu kommen. Aber in der Zeit, in der ich angefangen habe, war das natürlich noch mal anders als heute. Heute gibt es mehrere Frauen in diesem Job, früher waren es noch wenige. Da musste ich wirklich kämpfen, um den Weg etwas freizuschaufeln - das ist jetzt (zum Glück) leichter.
Wie hat sich das Frau-Sein in der Gastronomie verändert?
Heute gibt es viel mehr Frauen in diesem Beruf. In meiner Mannschaft gibt es fast nur Frauen. Es ist sehr angenehm, mit Frauen zusammenzuarbeiten, weil sie ganz einen anderen Blick auf die Küche haben und auch vom Wesen her anders sind. Männer sind manchmal eher harsch, Frauen sind in der Hinsicht von Natur aus feiner. Ich habe immer das Gefühl, dass man in der Küche und auch wie man Produkte umsetzt, anders darauf achtet. Für mich ist es immer sehr wichtig, dass das Essen gut verdaulich ist. Ich sage oft, dass der Grund dafür der Mutterinstinkt ist, weil wir Frauen eine andere Sichtweise haben – auch in der Küche.
Welche Botschaft hast Du für junge Frauen, die eine Karriere in der Gastronomiebranche anstreben?
Was ich mir oft für junge Leute wünsche, ist die Möglichkeit, in die Welt hinauszugehen, viel zu erleben, viel zu sehen. Das bringt einen Vorteil in der Küche mit sich. Man muss sich profilieren, zeigen, was man kann, und dadurch schaufelt man sich automatisch den Weg frei. Heutzutage ist alles ein bisschen anders. Als Frau ist man immer noch in vielerlei Hinsicht benachteiligt, aber ich denke in so einem Beruf wie in unserem müssen die, die nach oben kommen, einfach gut sein, egal ob Mann oder Frau. Es geht darum, immer den Blick nach vorne zu richten, ehrgeizig zu sein, das Ziel zu verfolgen – ich denke dann gelingt es.

Editorial

Unterwegs – In viaggio

Sommerzeit ist Reisezeit. Unabhängig davon, ob es Sie in diesen Wochen ans Meer oder in die Berge zieht: Haben Sie die weite Welt des Tourismus jemals aus feministischer Sicht betrachtet? Wie ist das, wenn Frauen (alleine) auf Reisen gehen? Wie erholsam ist ein Familienurlaub für Mütter? Welchen Hürden begegnen Menschen mit Behinderungen? Und wo fühlt sich die LGBTQ+-Community wirklich willkommen?
Reisen ist so vielfältig und so individuell wie die Reiseziele auf unserer großen, weiten Welt. Und nicht immer ist Reisen – und Ankommen – auch ein Grund zur Freude, davon wissen Menschen auf der Flucht wohl am besten zu berichten.
In unserer ëres-Sommerausgabe werfen wir einen kritischen Blick aufs „Unterwegs-Sein“ in diesen Tagen und wollen Ihnen damit vielfältige Impulse für einen etwas anderen Zugang zum Thema Tourismus geben, damit Sie Ihren Horizont ein Stück weit erweitern können. Vielleicht auf einer Reise zu sich selbst?

Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre und einen schönen Sommerurlaub,
Maria Pichler, Chefredakteurin