Kolumne

Hundeliebe

// Alexandra Kienzl //
Die Liebe zu Tieren ist etwas Schönes. Bis sie ins Groteske kippt.
© Charles Deluvio - unsplash
Hunde und ich, wir haben ein unaufgeregtes Verhältnis. Meine Kinder lieben sie abgöttisch, ich aber habe gewisse Vorbehalte gegen sie: Hunde riechen, Hunde müssen dauernd Gassi, Hunde lecken sich an Stellen, wo die Sonne nicht hinkommt und schlabbern dir danach übers Gesicht. Das klingt gemein und ist es vermutlich auch, weil Hunde doch der beste Freund des Menschen sind und man in Anbetracht dessen ein bisschen Ekelschlabber in Kauf nehmen sollte. Ich gebe ja auch zu, die Loyalität, die Hingabe, die Ergebenheit, die so ein Hund seinem Herrchen oder Frauchen schenkt, völlig bedingungslos, egal, wie charakterlich verwerflich letztere*r auch sein mag, das ringt mir Respekt ab. Ja, ich liebe Hunde nicht, aber ich respektiere sie, und ich kann gut nachvollziehen, wieso immer mehr Menschen sich einen zulegen. In Piacenza waren 2022 sogar mehr Hunde registriert als Kinder unter 11 Jahren (11.125 gegen 10.335), und hier kommen wir zu einem Trend –oder sollen wir es Syndrom nennen? – der sich in den vergangenen Jahren verstärkt beobachten ließ: Der Hund wird vom tierischen Begleiter zum Babyersatz.
Dass das so ist, verwundert nicht. Kinder sind teuer und die Lebenskosten hoch. Dass sich da so manches junge Pärchen ganz gegen den Nachwuchs oder ein Geschwisterkind und für einen Wauwau entscheidet, scheint nur vernünftig. Hunde lassen sich leichter unterbringen, wenn beide berufstätig sind, brauchen keine Kita, und maulen nicht zurück, zumindest nicht in dem Ausmaß, wie es Kinder ab einem gewissen Alter tun. Gut, sie können dich im Alter nicht pflegen oder im Altersheim besuchen kommen, aber wer sagt, dass das von den eigenen Sprösslingen zu erwarten ist? Außerdem kann man mit Hunden viel Spaß haben, auch sie geben viel Liebe zurück, und das ohne, dass man sich für sie dauerhaft abrackern oder gar verschulden muss: Sie brauchen keine teure Ausbildung, keine Zahnspange, keine großzügige finanzielle Unterstützung beim Wohnungskauf, weil sie sonst nie ausziehen werden. Gib ihnen ihr Leckerli und tätschle ihnen den Kopf und schon bist du ihr King. Eine Win-win-Situation.
Gruselig wird es allerdings, wenn die Halter verdrängen, dass sie es, wenn auch Familienmitglied, immer noch mit einem Tier zu tun haben. Hunde, die wie Säuglinge in Wägelchen spazieren gefahren werden, im Tragetuch ausgeführt werden, im Winter schicke Mäntelchen und lustige Kopfbedeckungen tragen: Was einst Kuriosum war, begegnet einem immer öfter. Es gibt Wellness für Hunde, Yoga für Hunde, Psychologen für Hunde, Osteopathen für Hunde. Und Hunde heißen häufig auch gar nicht mehr wie Hunde, sondern wie Kindergartenkinder: Mia, Max oder Lisa statt Rex, Fido oder Bello. Dafür kam mir neulich ein Baby unter, dessen Namen ich bislang nur vom Nachbarshund kannte. Die Grenzen scheinen zu verschwimmen: Als in den sozialen Medien vor einiger Zeit von einem verschwundenen und wahrscheinlich verendeten Hund berichtet wurde, hätte man anhand der Kommentare davon ausgehen müssen, dass hier ein Kleinkind auf tragischste Art und Weise verstorben war. Hunde setzen Emotionen in Menschen frei, die sie für andere Menschen oftmals nicht aufbringen können. Das macht mich einerseits neidisch: Ich glaube, wenn ich wiedergeboren würde, dann würde ich es nicht schlecht erwischen, wenn ich als verhätscheltes Pudelchen noch eine Runde drehen könnte. Ich bräuchte gar nicht viel zu tun, denn vom Leistungsprinzip bleiben Haustiere anders als Kinder (noch) verschont, und führte ein Leben wie Gott in Frankreich. Andererseits würde ich wohl die verächtlichen Blicke meiner Artgenossen fürchten, wenn Frauchen mich abbusselt, mir das pinke Mäntelchen überstreift und mich bei meinem Menschennamen ruft: Eine Kreatur, die vom Wolf abstammt, zum Baby zu verniedlichen und Bedürfnisse zu befriedigen, die gar nicht da sind: Die Hunde-Psychologen haben wahrscheinlich tatsächlich ihre Berechtigung.

Young

Die couch des Herzens

// Kathinka Enderle //
Es war einmal eine Welt voller Wischbewegungen, in der das Herzklopfen von einem GIF begleitet wurde. Oder soll ich besser sagen: Herzlich Willkommen in 2023? Bewaffnet mit meinen zwei Freundinnen und reichlich Naschzeug begaben wir uns auf unsere geheime Missionsbasis, die Couch des Herzens, und tratschten über Abenteuer und Herausforderungen in Sachen Dating.
© Madrona Rose - unsplash
Swipen, Chatten, Verlieben: Das ABC des modernen Dating?
„Mädels, ich muss euch was erzählen. Also früher, da war alles einfacher. Meine Omi traf meinen Opi in der Schule, meine Mama lernte meinen Tati beim Tanzkurs kennen, alles wie im Roman. Und ich? Ich swipe durch eine Armada von Profilen und muss entscheiden, ob das ‚der Eine‘ sein könnte. Apropos, mein letztes Date? Das war wirklich … speziell. Er war beim Schreiben sehr freundlich, aber in echt behandelte er einen, als ob man zehn Stufen unter ihm stehen würde - nur, weil er eine gute Karriere hat. Könnt ihr euch das vorstellen? Das Verhalten war ein absolutes No-Go. Dabei sah er so gut aus … aber Aussehen ist eben nicht alles“, schmollte Chiara. „Hattest du jemals Glück im Online-Dating, Chiara? Ich glaube, du solltest deinen Plan ändern“, zwinkerte Giulia. „Aber bei dir hat‘s funktioniert! Da dachte ich mir, ich versuche es mal …“, mittlerweile mampfte Chiara die Schoki immer energischer.
Anekdoten aus der Praxis
„Erinnerst du dich noch, als ich vor einigen Monaten verzweifelte? Online-Dating kann einsam machen, bis man auf das ‚Perfect Match‘ trifft. Als ich noch auf Tinder und Co. angemeldet war, hatte ich oft das Gefühl, in einem endlosen Ozean von potenziellen Partnern zu ertrinken. Und dann gab es auch diese Chats, die nie zu einem echten Date führten – als ob man eine virtuelle Beziehung mit einem Fremden führen würde. Es dauerte Monate, bis ich denjenigen kennenlernte, den ich jetzt date. Und ich muss sagen, dass sich das alles für ihn echt gelohnt hat“, schwärmte Giulia.
Online vs. Offline - Wo finde ich die wahre Liebe?
„Online-Dating hat eben mehrere Seiten. Man kann sich mit den verschiedensten Menschen verbinden und lernt sich selbst dabei besser kennen. Hätte ich nicht schlechte Dates gehabt, wüsste ich jetzt nicht so genau, worauf ich bei einem Partner Wert lege. Es besteht auch die Möglichkeit, dass wir für jemanden mal eine Date-Katastrophe waren. Wer weiß das schon? Wir sind alles Menschen, die unbeholfen in unserer Welt ihre Spuren hinterlassen, in der Hoffnung, auf das große Glück zu treffen. Manchmal ist Nachsicht und Geduld der Schlüssel zum Umgang mit unserem Gegenüber. Und vielleicht ist es auch einfach ein Zeichen, mit geöffneten Augen durch den Alltag zu gehen. Vielleicht gibst du einfach dem süßen Barkeeper von gestern eine Chance, der sah dich ganz schön auffällig an“, erwiderte ich grinsend.
Gemeinsam durch Höhen und Tiefen
Zufrieden antwortete Chiara: „Diese Couch ist wirklich magisch, hier entstehen die besten Gespräche. Aber ihr habt recht. Vielleicht sollte ich all das als Teil eines Abenteuers betrachten. Schließlich gehts darum, Spaß zu haben, Menschen ehrlich zu begegnen und sich selbst dabei treu zu bleiben.“ Dating mag komplizierter sein als je zuvor, aber eines ist sicher: Mit Freundinnen an seiner Seite wird es nie langweilig. Und wer weiß, vielleicht wartet hinter dem nächsten Menschen, ob real oder online, tatsächlich der Jackpot in der Liebe oder wenigstens ein lustiger Abend mit einem interessanten Menschen. In unserer Welt ist vieles möglich, und das ist vielleicht das Schönste dran.