Think
Und erkläre uns unsere Welt…
// Alexandra Kienzl //
Mann redet, Frau hört zu: Das muss aufhören.
© Adobe Stock
Was haben Mansplaining, das unverlangte Erklären der Welt durch Männer an (zumeist) Frauen, und ein Bart gemeinsam? Genau, nicht alle Männer tun es bzw. haben einen, aber jene, die es tun bzw. Bart tragen, sind fast ausnahmslos männlich. Wenn Sie weiblich sind oder so gelesen werden, dann brauche ich Ihnen nicht lange schildern, wie es üblicherweise abläuft: Boy meets girl, die beiden kommen ins Gespräch, und irgendwann überkommt den Mann der unüberwindbare Drang, seine Gesprächspartnerin an seinem Spezialwissen teilhaben zu lassen. Aber es muss nicht unbedingt ein der Zuhörerin völlig fremdes Gebiet sein, ganz im Gegenteil: Mehr als einmal hat mann mich bereits über mein Studienfach belehrt, mir Eigenheiten der englischen Sprache aufgezeigt, über korrekte Aussprache doziert, und sich nicht davon abhalten lassen, dass die eigene Qualifikation „nur“ in einem Maturaabschluss und dem Konsum von englischsprachigen Filmen besteht.
Verstehen sie mich bitte nicht falsch: Ich lerne gerne dazu, ich habe Bildungslücken, und es tut immer gut, mal ordentlich über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, aber wow: Einmal im Leben möchte ich über die Selbstgewissheit und Nonchalance verfügen, mit der Männer davon ausgehen, dass sie erstens im besagten Bereich mehr wüssten als ihr Gegenüber, und zweitens, dass dieses Gegenüber jetzt tatsächlich Bock auf einen halbstündigen Vortrag über die Geschichte der afrikanischen Kontinentalplatte hat. Signale, die das Gegenteil bezeugen, werden meisterhaft ignoriert, und ich muss zugeben, ich bin auch nicht gut darin. Meist nicke ich fassungslos aber freundlich, wenn ich merke, holla, es geht schon wieder los, der Mansplainer-Zug nimmt Fahrt auf und ich bin wider Willen Passagier. Im Geiste gehe ich dann meine To-do-Liste durch oder überlege, was man so gegen den Klimawandel unternehmen könnte oder auch nur, ob meine Hose zu meinen Schuhen passt. Leider wird diese Entrücktheit meist als gesteigertes Interesse interpretiert („geweitete Pupillen, sie steht drauf!“), was die Erklärungseuphorie der Vortragenden nur noch intensiviert. Ich muss einfach lernen, ausgiebig zu gähnen, abzuwinken und „Lass mal stecken“ zu sagen, dann knallharter Themenwechsel. Aber dafür sind wir Frauen, zu unserem eigenen Nachteil, einfach zu gut erzogen. Noch.
Wieso Männer das machen, dazu habe ich mehrere Theorien. Vielleicht wird ihnen das von klein auf als normale Konversation beigebracht: Rede über irgendwelche Fachbereiche, dann musst du nicht über dich und deine Gefühle sprechen. Vielleicht funktioniert es als Eroberungsstrategie: Die Frau ist irgendwann so fertig erklärt, dass sie sich bereitwillig küssen lässt; Hauptsache, der Typ ist endlich still – aber nein, unwahrscheinlich, denn aphrodisierend wirkt das paternalistische Gesplaine gar nicht. Ich vermute, dass dem Ganzen ein missionarischer Eifer zugrunde liegt, der nur leider hundertfünfzig Jahre zu spät kommt: Mann möchte Frau an seinem üppigen Weltwissen teilhaben lassen und lässt dabei völlig außer Acht, dass Frauen mittlerweile selbst über eine ganz passable Ausbildung verfügen. Die Zeiten, in denen man ihnen wenig mehr als stricken und Knödel drehen beibrachte, sind gottlob vorbei. Außerdem, das hat sich möglicherweise auch noch nicht so herumgesprochen, besitzen auch Frauen Smartphones und schaffen es ganz gut, sich Informationen zu Themen, die sie interessieren, aus dem Internet zu beschaffen. Auch wir haben Wikipedia, Siri und Alexa, und sind somit auf das gebündelte Wissen von Dieter, Franz und Werner nicht unbedingt angewiesen. Wenn ihr uns also wirklich beeindrucken wollt, liebe Männer, versucht‘s mal mit zuhören, nachfragen, in den Dialog gehen. Das ist nicht nur spannender, sondern auch weniger anstrengend (für beide Seiten!) als euer Monologisieren, und wer weiß, womöglich lernt ihr dabei ja sogar mal was von uns.
Verstehen sie mich bitte nicht falsch: Ich lerne gerne dazu, ich habe Bildungslücken, und es tut immer gut, mal ordentlich über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, aber wow: Einmal im Leben möchte ich über die Selbstgewissheit und Nonchalance verfügen, mit der Männer davon ausgehen, dass sie erstens im besagten Bereich mehr wüssten als ihr Gegenüber, und zweitens, dass dieses Gegenüber jetzt tatsächlich Bock auf einen halbstündigen Vortrag über die Geschichte der afrikanischen Kontinentalplatte hat. Signale, die das Gegenteil bezeugen, werden meisterhaft ignoriert, und ich muss zugeben, ich bin auch nicht gut darin. Meist nicke ich fassungslos aber freundlich, wenn ich merke, holla, es geht schon wieder los, der Mansplainer-Zug nimmt Fahrt auf und ich bin wider Willen Passagier. Im Geiste gehe ich dann meine To-do-Liste durch oder überlege, was man so gegen den Klimawandel unternehmen könnte oder auch nur, ob meine Hose zu meinen Schuhen passt. Leider wird diese Entrücktheit meist als gesteigertes Interesse interpretiert („geweitete Pupillen, sie steht drauf!“), was die Erklärungseuphorie der Vortragenden nur noch intensiviert. Ich muss einfach lernen, ausgiebig zu gähnen, abzuwinken und „Lass mal stecken“ zu sagen, dann knallharter Themenwechsel. Aber dafür sind wir Frauen, zu unserem eigenen Nachteil, einfach zu gut erzogen. Noch.
Wieso Männer das machen, dazu habe ich mehrere Theorien. Vielleicht wird ihnen das von klein auf als normale Konversation beigebracht: Rede über irgendwelche Fachbereiche, dann musst du nicht über dich und deine Gefühle sprechen. Vielleicht funktioniert es als Eroberungsstrategie: Die Frau ist irgendwann so fertig erklärt, dass sie sich bereitwillig küssen lässt; Hauptsache, der Typ ist endlich still – aber nein, unwahrscheinlich, denn aphrodisierend wirkt das paternalistische Gesplaine gar nicht. Ich vermute, dass dem Ganzen ein missionarischer Eifer zugrunde liegt, der nur leider hundertfünfzig Jahre zu spät kommt: Mann möchte Frau an seinem üppigen Weltwissen teilhaben lassen und lässt dabei völlig außer Acht, dass Frauen mittlerweile selbst über eine ganz passable Ausbildung verfügen. Die Zeiten, in denen man ihnen wenig mehr als stricken und Knödel drehen beibrachte, sind gottlob vorbei. Außerdem, das hat sich möglicherweise auch noch nicht so herumgesprochen, besitzen auch Frauen Smartphones und schaffen es ganz gut, sich Informationen zu Themen, die sie interessieren, aus dem Internet zu beschaffen. Auch wir haben Wikipedia, Siri und Alexa, und sind somit auf das gebündelte Wissen von Dieter, Franz und Werner nicht unbedingt angewiesen. Wenn ihr uns also wirklich beeindrucken wollt, liebe Männer, versucht‘s mal mit zuhören, nachfragen, in den Dialog gehen. Das ist nicht nur spannender, sondern auch weniger anstrengend (für beide Seiten!) als euer Monologisieren, und wer weiß, womöglich lernt ihr dabei ja sogar mal was von uns.