Chicche di cultura

NENDA – Mixed Feelings

// Hannah Lechner //
Die Rapperin und Schauspielerin Nenda Neururer kommt ursprünglich aus dem Ötztal in Tirol und lebt in London. In ihrer Debutsingle „Mixed Feelings“ (2021) rappt sie auf Englisch, Deutsch und Tirolerisch über den Alltagssexismus, den sie als „mixed race“-Person erfährt: Über komplexe Identitäten wie die ihre, die die immer noch weit verbreitete Vorstellung „eine Person – ein Herkunftsland – eine Sprache“ sprengen und darüber, wie es ist, ihre Identität immer wieder von außen abgesprochen zu kriegen. Darüber, „zu schwarz“ in den einen und „nicht schwarz genug“ in anderen Kontexten zu sein und über übergriffiges Verhalten gegenüber BIPoC*, etwa wenn Menschen ständig ungefragt ihre Haare anfassen. Kleiner Auszug:


„Aber checkst du Tirol, dass i des Land verlassen hab, weil mi zu viele Leit fragen, ob i Deitsch sprechen kann? Weil mi di Leite fragen, wo meine Wurzeln sein. Unds ma dann nid glaben, wenn i sag im Ötztal drein.”


*die Abkürzung BIPoC bezeichnet Schwarze, Indigene und People of Color
Hier den Link zum Video www.youtube.com/watch?v=JhplimRbyPk

Role Models | Der ëres-Fragebogen

Johanna Brunner

// Maria Pichler //
Mit Johanna Brunner hat die Diözese Bozen-Brixen im Jahr 2017 eine Frau in einer leitenden Position eingesetzt: Die 42-jährige Pustererin zeichnet für das Amt für Ehe und Familie verantwortlich, bringt Themen wie „Geschlechter und Sexualität“ in der Kirche auf das Tapet und fragt sich manchmal, wie es sein kann, „dass in unserer Kirche so viele Menschen das Gefühl haben, nicht vollwertig dazu gehören zu dürfen? Da läuft doch was falsch.“
Johanna Brunner: „Solange menschliche Geschlechtlichkeit von Gerechtigkeitsfragen berührt wird, solange bin ich Feministin.“ © Thomas Ohnewein / Diözese Bozen-Brixen
Bist du Feministin?
Da halte ich es mit der österreichischen Künstlerin Katharina Cibulka, die vor ein paar Jahren am Innsbrucker Dom die Aufschrift angebracht hat: „Solange Gott einen Bart hat, bin ich Feminist“. Für mich würde ich sagen: Solange menschliche Geschlechtlichkeit von Gerechtigkeitsfragen berührt wird, solange bin ich Feministin.
Wer beeindruckt dich besonders?
Das ist eine schwierige Frage, weil mich sehr viele Menschen beeindrucken. Allgemein sind es Menschen, die „keine Angst vor dem Leben“ haben und dort wo sie sind, das tun, was die Umstände von ihnen fordern und was sie zu tun in der Lage sind. Keine Angst, das meint nicht, dass alles ohne „Herzflattern“ geht, aber sie haben eben den Mut zu tun und das Beste aus dem zu machen, was das Leben eben bietet. Und manche gehen dafür auch hohe Risiken ein, ich denke z. B. an einen Freund, der im Südsudan lebt und sich dort für die Menschen einsetzt. Das beeindruckt mich sehr.
Ein Leben ohne Glauben wäre…
…um eine wichtige Dimension ärmer.
Spürst du in deinem beruflichen Umfeld Benachteiligungen, weil du eine Frau bist?
Nein, das kann ich so nicht sagen. Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass sich im konkreten Arbeiten in der Kirche die Unterschiede zwischen Klerikern und Laien (und zwar egal, ob Frau oder Mann) viel schwerwiegender auswirken, als jene zwischen Männern und Frauen ganz generell. Natürlich ist klar, dass es eine strukturelle Benachteiligung von Frauen in der Kirche gibt, weil für uns das Amt der Priesterin und damit viele Entscheidungspositionen nicht zugänglich sind, da gibt’s nix schönzureden…
„Ohne Frauen wäre die katholische Kirche sehr arm“, werden sich immer mehr Menschen bewusst. Werden Frauen in der Kirche respektiert?
Ja, ich glaube, das kann ich schon sagen, dass Frauen respektiert werden. Auch kirchliche Dokumente und Papst Franziskus selbst bringen das ja immer sehr schön und entschieden zum Ausdruck, dass die gleiche Würde von Frauen und Männern auch in der Kirche geachtet und vorausgesetzt wird. Aber der Haken ist eben, dass sich diese gleiche Würde für uns Frauen nicht in den gleichen „Rechten“, oder besser: in den gleichen Chancen ausdrückt. Dass das Geschlecht hier den Unterschied machen soll, das scheint mir im Jahr 2023 auch für die katholische Kirche schlichtweg nicht mehr haltbar.
Welche Botschaft hast du an die Frauen und Männer, die sich von der Kirche ausgeschlossen fühlen?
Dranbleiben. Ausschluss ist keine Kategorie des Evangeliums. Daher gilt es, inner- (und außer-) kirchlich so lange dranzubleiben, bis wir – und Kirche sind ja immer „wir“ – in diesem Sinne evangeliumsgemäßer sein werden!