Around the world – Kurzmeldungen aus Südtirol und der Welt

Frauenpower im Tourismus

// Bettina Conci //
Von Frauen für Frauen: Endlich wird Netzwerkarbeit im für Südtirol so wichtigen Tourismus-Sektor betrieben.© Getty Images


Die neu gegründete Plattform für Frauen im Tourismus „tourisma south tyrol“ ist das neue Netzwerk für alle, die mitreden, teilhaben und neue Impulse geben möchten. Die Webseite www.tourisma.eu der Gründerinnen Katharina Flöss, Karin Tscholl und Elisabeth Rass informiert über die Möglichkeiten für Frauen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Die Anfänge der Vereinigung gehen dabei auf das Jahr 2020 zurück. Pandemiebedingt spielen diese sich in erster Linie im Netz ab, was den Austausch aber keineswegs hemmt – auch sind die Gründerinnen offen für Inputs jeder Art.

Interview

Das Kraftpaket

// Bettina Conci //
Melanie Pfeifer Ansaloni betreibt seit fünf Jahren Natural Bodybuilding. Die 39-Jährige hat sich im Dezember 2019 als Personal Trainer selbstständig gemacht und führt seither mit ihrem Mann Marco als Franchisepartner das Fitnessstudio „Garage Training“ in Vahrn bei Brixen.
© Davide Giannicoiannico
ëres: Seit wann bist du heute auf den Beinen?
Melanie Pfeifer: Heute bin ich seit 6 Uhr wach.
Ich dachte, du müsstest früher aufstehen…


(lacht) Nein. Es wird oft vermutet, dass man als Bodybuilderin ständig oder zumindest jeden Tag von früh bis spät trainieren muss. Das ist aber nicht so, zumindest bei mir nicht. Manchmal geht der Wecker schon um halb fünf, damit ich mich an meinen Trainingsplan halten kann. Heute ist ein trainingsfreier Tag.

Du warst ja bereits in deinen Teenagerjahren sportlich, allerdings auf eine andere Art…


Ich habe als Kind mit Contemporary und Jazz Dance angefangen, dann Ballett. Eine Zeitlang war ich sogar an einer Akademie in Reggio Emilia mit dem Ziel, eine klassische Tanzausbildung zu absolvieren, habe aber alles aus Heimweh hingeschmissen.

Wie würdest du dein damaliges Selbstbild beschreiben und wie hat es sich gewandelt?


Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinem Körper: Prinzipiell konnte ich essen, was ich wollte, ob gesund oder nicht – allerdings war kein Rhythmus und keine Routine in meinem Ernährungsplan.

Isst du gerne?


Oh ja, ich esse sehr gerne! Ich bin ein richtiger Fresssack und mag es auch gerne fett und gewürzt. Allerdings habe ich im Laufe der Zeit gelernt, mich einfach intelligenter zu ernähren. Es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, sich auf gesunde und ausgewogene Weise bewusst zu ernähren, auch ohne alles abzuwiegen und je nach Phase, ob Wettkampfvorbereitung oder Alltag, genau darüber Buch zu führen.

Du hast zwei Kinder. Wie wirkten sich deine Schwangerschaften auf deinen Körper aus?


Beide Schwangerschaften schlugen bei mir mit einer Gewichtszunahme von jeweils fast 30 Kilogramm zu Buche. Nach der Geburt meines Sohnes 2010 schaffte ich es, mit Lauftraining und einigermaßen sauberer Ernährung abzunehmen. Mein Muskeltonus ließ jedoch zu wünschen übrig. Es war nicht exakt die Figur, die ich mir für meine damals 29 Jahre gewünscht hatte, aber ich wusste nicht, was ich machen konnte, um sie zu verbessern. 2015 kam meine Tochter zur Welt, und ich fing damit an, zuhause mit Gewichten zu trainieren: am Abend, nachdem die Kinder zu Bett gegangen waren, für eine Stunde.

Wie kam dir die Idee dazu?


Genähert habe ich mich dem Bodybuilding über die sozialen Medien. Heute rate ich allerdings davon ab, weil man zu viel falsch machen kann, wenn man nur auf diese oberflächliche Art und Weise trainiert.

Nenne die Top 3 der Vorurteile gegen weibliche Bodybuilder!
1. Wir werden zu Männern und verlieren unsere Weiblichkeit.
2. Wir sind krank, trainingssüchtig und vernachlässigen unsere Familie.
3. Wir ernähren uns von Reis und Truthahn.
Stammt die Mehrheit der Vorurteile von Männern oder von Frauen?
Ich stelle nicht so sehr Unterschiede nach Geschlechtern fest, sondern eher danach, ob diejenigen, die urteilen, selbst Bodybuilding machen oder nicht. Aber wenn jemand mit mir redet und Vorurteile hat, höre ich meistens gar nicht zu, so überzeugt bin ich von dem, was ich mache.
Was hast du Frauen zu entgegnen, die sagen: „Ich mache kein Krafttraining, weil ich Angst habe, zu viele Muskeln aufzubauen und nicht mehr feminin genug zu sein“?


Wenn es so einfach wäre, sich einen gut definierten, fitten Körper anzutrainieren, bräuchte man nicht so lange dafür! Im Ernst: Über das Körperliche hinaus stählt Krafttraining auch die Psyche, weshalb man es unbedingt ausprobieren sollte. Auch bin ich der Meinung, dass es unmöglich ist, seine Weiblichkeit zu verlieren, wenn man Bodybuilding auf natürliche Weise betreibt. Das gesamte Erscheinungsbild ist sexy.

Hast du selbst Vorurteile Menschen gegenüber, die unsportlich oder gar faul sind? Versuchst du sie zu bekehren?


Vorurteile? Überhaupt nicht! Eher tun mir Menschen leid, die sich selbst vernachlässigen. Ich muss gestehen: Von Natur aus bin ich selbst faul. Wenn ich den ganzen Tag auf der Couch liegen könnte und mir trotzdem noch im Spiegel gefallen würde, würde ich das auch tun! Weil dem aber nicht so ist und ich unglücklich bin, wenn ich nicht fit bin, tue ich alles, um meine Idealform zu erreichen.
Das mit dem Bekehren habe ich versucht, aber ohne Erfolg. Wenn der Wille zu einem gesünderen und sportlicheren Lebensstil nicht von der Person selbst kommt, schafft sie es nicht.

Was hat Bodybuilding für dich getan?


Das, was es immer noch für mich tut in meinem Leben! Es gibt mir ein Ziel, macht, dass ich mich in Form fühle, es hilft mir, Maß zu halten, und lässt mich gerne in den Spiegel schauen.

Wie hast du das vergangene Jahr erlebt, was hat sich für dich auf beruflicher und persönlicher Ebene geändert?


Es ist immer schwierig, beim Training zuhause am Ball zu bleiben. So mussten wir viel „psychologische“ Arbeit leisten im Umgang mit den Kunden. Wir sind dadurch immens gewachsen, haben viel gelernt und für die Zukunft mitgenommen.
Auf persönlicher Ebene habe ich erkannt, dass ich diese Zeit wohl mit keinem anderen Partner überlebt hätte! Vor allem die Kinder haben mich mit ihrer geistigen Reife im Umgang mit der Pandemie überrascht, worauf ich schon etwas stolz bin.

Zwischen diesem Foto von 2016 und dem Titelbild liegen vier Jahre harter Arbeit, aber auch voller Erfolgserlebnisse.
Maristella Trettel aus Brixen zählt mit ihren 66 Jahren zu den älteren Bodybuilderinnen, die von Melanie und Marco trainiert werden – aber noch lange nicht zum alten Eisen. Auch Tochter Alexa, 47, teilt ihre Leidenschaft.