Chicche di cultura
007 im Pensionistenstress
// Bettina Conci //
© Gift Habeshaw/Unsplash
Männerforscher Christoph May erklärte kurz vor Kinostart des letzten Craig-Streichs, es wäre wohl besser, wenn James Bond endgültig von der Kinoleinwand verschwinden würde – um dann einzuräumen, die einzige Möglichkeit, den berühmtesten Agenten am Leben zu erhalten, sei, ihn „ironisch zu betrachten, ihn zu parodieren.“ Mit Co-Autorin Phoebe Waller-Bridge, übrigens der zweiten in der Geschichte der Filmreihe, und der Interpretation der weiblichen Rollen als Frauen statt „Girls“ (ohne Fantasienamen wie „Pussy Galore“ oder „Holly Goodhead“) dürften erste Schritte in die richtige Richtung gemacht sein. Allerdings muss auch die schauspielerische Leistung Daniel Craigs gewürdigt werden, welcher der Filmfigur Tiefe verleiht und die altgediente Machoschale in den 15 Jahren seines Wirkens zunehmend abstreifte. In „No time to die“ ist er im wohlverdienten Ruhestand, und seine Nachfolge eine mäßige Überraschung im ersten Bond nach #metoo. Der Streifen wartet zwar wie gewohnt mit Explosionen, Technikschnickschnack und frechen Sprüchen auf, jedoch sind letztere ironischer und zeitgemäßer, sprich: nicht mehr Sexismus in Reinform. Ob das reicht, um die Reihe am Leben zu erhalten, wird sich zeigen.
„Keine Zeit zu sterben“, seit 30. September im Kino